Architektenkongress Norderney 28.04. - 01.05.99 / Müntefering: Architektur in den Blickpunkt rücken!
"Wir müssen gemeinsam die Themen Architektur und Stadtentwicklung stärker in die öffentliche Diskussion bringen!" Mit diesem Appell hat Bundesbauminister Franz Müntefering den deutschen Architekten seine Unterstützung zugesagt. Auf einem Kongress der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen auf der Nordseeinsel Norderney kündigte Müntefering an, der Eigentumsbildung in Deutschland eine zentrale Stellung in seiner Arbeit einzuräumen.
Gerade in Zeiten der Globalisierung und einer ständig wachsenden Mobilität gewännen "Heim" und "Heimat" an Bedeutung, so der Bauminister. "Die Menschen brauchen einen Anker!" Die Sanierung und Entwicklung des Baubestandes sowie die Entwicklung von Brachflächen seien Herausforderungen, für die das Fachwissen der Architekten dringend benötigt werde. Eine Aussage, die der Präsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen, Hermannjosef Beu, gerne aufgriff. "Das Bauen in Deutschland darf nicht Generalübernehmern und Investoren überlassen werden", mahnte Beu. Die öffentliche Hand habe als Bauherr die Verantwortung, die Architekturqualität der Städte zu fördern. Die Architekten seien bereit, sich hier einzubringen, benötigten dazu allerdings die passenden Rahmenbedingungen. Beu kritisierte insbesondere die Umwandlung staatlicher Verwaltungen in wirtschaftliche Unternehmen. Solche staatlich subventionierten "Scheinfirmen" verzerrten den Wettbewerb und stellten für freie Büros eine existenzielle Bedrohung dar. Auch das neue Gesetz zur Bekämpfung der Scheinselbständigkeit habe für den Berufsstand schädliche Konsequenzen, weil gerade junge Architekten von der Regelung betroffen seien. "Der Gesetzgeber muss doch unterscheiden zwischen Eismännern und jungen Architekten, die den Beruf zwei Jahre lang ausüben müssen, um überhaupt Architekt und Kammermitglied werden zu können", forderte Beu. Hier sagte Bundesbauminister Müntefering zu, über Ausnahmeregelungen nachzudenken.
Der nordrhein-westfälische Bauminister, Dr. Michael Vesper, zeigte in seiner Rede vor den 250 Kongressteilnehmer auf, welche Innovationspotentiale die Architektur bietet. Anhand verschiedener Beispiele der Internationalen Bauausstellung Emscher Park machte Vesper deutlich, dass Architektur sowohl technische Verfahren wie auch soziale Entwicklungen anstoßen und voranbringen könne. Entscheidend sei für den Berufsstand, die Fähigkeiten eines Künstlers mit denen des Dienstleisters und Managers zu verbinden. Der Präsident des Goethe-Institutes, Prof. Dr. Hilmar Hoffmann, betonte in seiner Festrede "Architektur zwischen Hybris und Verantwortung" die Bedeutung des Berufsethos der Architekten. Die Gestaltung der Umwelt sei eine Aufgabe, die mit Vorsicht und Weitsicht übernommen werden müsse. Der Verbrauch der Ressource "Raum" berühre die "Zukunftschancen der Menschheit überhaupt".
Der Architektenkongress 1999 steht unter dem Motto "Beruf Architekt: Strategien und Perspektiven". Er wird heute mit der Arbeit in Workshops fortgesetzt, in denen berufspraktische Fragen diskutiert werden.
Kontakt:
Tagungsbüro "Haus der Insel" - Norderney
Telefon:
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