Deutscher Architektentag diskutierte in Dresden, wie Architekten „Verantwortung gestalten“ können

Deutscher Architektentag in Dresden: "Mehr Fundament, weniger Fassade!"

Nach zehn Jahren Pause fand am 14. Oktober 2011 in Dresden wieder eine „Deutscher Architektentag“ statt. Der Einladung der Bundesarchitektenkammer ins Deutsche Hygienemuseum folgten mehr als 500 Teilnehmer aus ganz Deutschland. Auch von Rhein und Ruhr reisten viele interessierte Kolleginnen und Kollegen an die Elbe, um unter dem Motto „Verantwortung gestalten“ über die Rolle und das Selbstverständnis von Architekten, Innenarchitekten, Landschaftsarchitekten und Stadtplanern in unserer Gesellschaft zu diskutieren. Repräsentanten der Architektenkammer NRW nutzten das Forum für berufspolitische Gespräche und zum Austausch mit den Kollegen aus anderen Länderarchitektenkammern im Rahmen der Bundeskammerversammlung.

17. Oktober 2011von ros

„Wir müssen von einem interdisziplinären Diskurs zu einem extradisziplinären Dialog kommen.“ Die Frage der Kommunikation stand im Mittelpunkt der Debatten über die Zukunft der Architektenschaft. Sigurd Trommer, der Präsident der Bundesarchitektenkammer, fasste die Ergebnisse eines langen Kongresstages am Freitag Abend pointiert zusammen. „Unser Ziel muss es sein, die Architektinnen und Architekten mit ihren Anliegen und Themen stärker in der Gesellschaft zu verankern und in die öffentliche Diskussion zu rücken“, führe er aus. Die Architektinnen und Architekten müssten dazu sozio-kulturell nach vorne blicken und Fragen stellen.

Seine Bereitschaft, mehr Architektur-Fragen zu behandeln, bekräftigte der Festredner Dr. Dominik Wichmann. Der stellvertretende Chefredakteurs des „stern“ und langjährige Macher des Magazins der süddeutschen Zeitung, stellte klar: „Die Medien klären noch zu wenig über Architektur auf - dabei ist es unsere Aufgabe, sie zu dechiffrieren und für unsere Leser verstehbar zu machen.“ Den Streit um „Stuttgart 21“ diagnostizierte Wichmann als „Krise der Architekturkommunikation“. Der Disput sei bundesweit als „lokale Provinzposse mit prominenten Darstellern“ wahrgenommen worden; kritische Analysen und städtebauliche Betrachtungen hätten kaum Eingang in die Medien gefunden. Dies liege auch an einem „beredten Schweigen“ der Architektenschaft. „Ein modernes Deutschland braucht aber Architektinnen und Architekten, die sich nicht nur zu den Fassaden äußern, sondern zu den Fundamenten unserer Gesellschaft“, spitzte Dominik Wichmann seine Ausführungen zu.

Auch Bundesbauminister Dr. Peter Ramsauer ermutigte das Auditorium dazu, sich einen „prominenten Platz“ in der Gesellschaft zu suchen. Um Herausforderungen wie die energetische Sanierung des Gebäudebestandes und den demografischen Wandel meistern zu können, seien Politik und Gesellschaft auf die Kooperation von Architekten und Ingenieuren angewiesen. Ramsauer versprach, in der Städtebauförderung ein „verlässlicher Partner“ zu bleiben - eine Aussage, die angesichts der drastischen Kürzungen in diesem Förderbereich für Erstaunen sorgte. Positiv aufgenommen wurde hingegen die Aussage des Bundesbauministers, dass es zum Klimaschutz nicht ausreiche, „alle alten Gebäude in Styropor einzupacken: Damit nimmt man alten Bauwerken auch ihre Seele!“Für die nordrhein-westfälischen Architekten und Stadtplaner nutzten Kammerpräsident Hartmut Miksch, BAK-Vizepräsident Klaus Hecker und weitere Repräsentanten des Vorstands der AKNW den Deutschen Architektentag zum Dialog mit Bundespolitikern über aktuelle Probleme unseres Bundeslandes; angesprochen wurden u.a. die weitere Novellierung der HOAI, die große Bedeutung der Städtebauförderung insbesondere entlang der Ruhr und in den ländlichen Regionen sowie Fragen der Berufsausbildung und –anerkennung.

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