Die radikale Stadt – Lateinamerikanische Metropolen im Film

Die letzte Reihe "Architektur und Film" über die "Faszination Wolkenkratzer" ist soeben beendet - während die Architektenkammer in Kooperation mit dem Filmmuseum schon über eine neue Reihe nachdenkt, zeigt die Black Box im Filmmuseum Düsseldorf derweil vom 3. bis 28. Juni in einer eigenen Reihe Filme, die sich unter dem Motto "Die radikale Stadt" mit lateinamerikanischen Metropolen auseinandersetzen. Mexico-City, Buenos Aires, Rio de Janeiro, Caracas, Havanna, Asuncion – das sind die Stationen einer rasanten filmischen Reise durch Lateinamerika, die die Black Box mit neun Filmen unternimmt.

05. Mai 2017von pm/mel

Der rastlose Alltag in Megacities ist das Thema vieler Klassiker, die das lateinamerikanischen Kino in jüngster Zeit hervorgebracht hat: Amores Perros, City of Gods oder Tropa de Elite feierten weltweit große Erfolge, auf Festivals, bei der Kritik und im Kino.

Die Filme reflektieren vor dem Hintergrund der überaus dynamischen, hektischen Metropolen der Region den Kampf der Bewohner ums Überleben, ihre Suche nach Identität und Wurzeln, ihre Konfrontation mit undurchschaubarer Staatswillkür und zunehmender Gewalt. So verschieden die Städte sein mögen, sie kämpfen mit denselben Problemen. Durch die Industrialisierung setzte seit Anfang des 20. Jahrhunderts eine massenhafte Landflucht ein, wodurch die Städte unkontrolliert wuchsen. Sie wurden zu Wirtschaftsmotoren, doch bald entwickelte sich eine Ungleichheit der Wohnverhältnisse (Gated Communities vs. Slums), hohe Kriminalität, Korruption und Luftverschmutzung.

Amores Perros (Mexico-City), City of God und Tropa de Elite (beide Rio de Janeiro) ziehen den Zuschauer vor allem durch die realistische, oft drastische Schilderung des Großstadtlebens in ihren Bann und haben fast dokumentarische Anmutung. Für City of God wurden Laien engagiert, die tatsächlich Slumbewohner sind, bei den Vorbereitungen zu Tropa de Elite berieten Ex-Polizisten, die in Spezialkommandos tätig waren.
Conducta (Havanna) und Pelo Malo (Caracas) stellen jeweils eine jugendliche Hauptfigur in den Mittelpunkt, die sich gegenüber einer feindseligen, korrupten Gesellschaft erwehren muss und tragen stark sozialkritische Züge. Night Market (Asuncion) und Nicotina (Mexico-City) sind klassische, spannende Kriminalfilme, die den Außenraum der pulsierenden Städte stark in die Handlung einbeziehen.
Sur begleitet einen ehemaligen politischen Gefangenen eine Nacht lang bei einem Streifzug durch Buenos Aires, Taxi – Eine Nacht in Buenos Aires ist eine Liebesgeschichte und zugleich Hommage an die Metropole.

Das grundsätzliche Risiko, Filme in lateinamerikanischen Großstädten zu drehen, fasst der Regisseur von Amores Perros, Alejandro Gonzalez Inarritu, lapidar zusammen: "Viele Regisseure haben Angst, in Mexico-City Filme zu drehen, deshalb sind die Schauplätze vieler mexikanischer Filme ländliche Gegenden, oder die Handlung wird einfach in die Vergangenheit gelegt."

Termine:

  • Nicotina (Mexiko 2003, 90 Minuten, Regie: Hugo Rodríguez): 3. Juni, 19 Uhr und 10. Juni, 19 Uhr
  • Amores Perros (Mexiko 2000, 153 Minuten, Regie: Alejandro González Iñárritu): 3. Juni, 21 Uhr und 16. Juni, 21:15 Uhr
  • Tropa de Elite (Brasilien 2008, 118 Minuten, Regie: José Padilha): 4. Juni 20 Uhr und 17. Juni, 21 Uhr
  • Night Market – Tödliche Fracht (Paraguay 2012, 105 Minuten, Regie: Juan Carlos Maneglia, Tana Schembori): 7. Juni, 20 Uhr
  • Pelo Malo (Venezuela 2013, 94 Minuten, Regie: Mariana Rondón): 9. Juni, 19 Uhr
  • City of God (Brasilien 2008, 128 Minuten, Regie: Fernando Meirelles, Kátia Lund): 10. Juni, 21 Uhr und 18. Juni, 20 Uhr
  • Conducta (Kuba 2014, 108 Minuten, Regie: Ernesto Daranas): 11. Juni, 17 Uhr
  • Sur (Argentinien 1987, 117 Minuten, Regie: Pino Solanas): 16. Juni, 19 Uhr
  • Taxi – Eine Nacht in Buenos Aires (Argentinien 2001, 93 Minuten, Regie: Gabriela David): 28. Juni, 20 Uhr

>> Weitere Informationen auf der Website der Black Box

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