Die Stadt von Morgen - Soziale Utopien

Modelle des urbanen, sozialen Wohnens stehen im Mittelpunkt der zwanzigsten Ausgabe der Reihe "Architektur und Film", die die Architektenkammer NRW in Zusammenarbeit mit dem Filmmuseum Düsseldorf in diesem Herbst in Kinos in Düsseldorf, Münster, Bielefeld und Dortmund präsentiert.

20. September 2016

Bauten des öffentlich geförderten Wohnungsbau müssen die speziellen Bedürfnisse ihrer zukünftigen Bewohner erfüllen, städtebaulich in die Stadtraumstruktur passen, die sozialpolitische Aufgabe erfüllen und im günstigsten Fall architektonische Formvollendung beweisen – besondere Herausforderungen also für Planerinnen und Planer. Prominente Architekten wie Le Corbusier, Oscar Niemeyer, Jean Nouvel oder Minoru Yamasaki betrachteten dies als besonderen Anreiz und sie entwickelten innovative Konzepte für diese Bauaufgabe.

Die Architektenkammer NRW zeigt gemeinsam mit dem Filmmuseum Düsseldorf vier Filme, die sich auf ganz unterschiedliche Weise mit Modellen urbanen, sozialen Wohnens befassen:

1. "Leben in der Stadt"

Der Dokumentarfilm „Leben in der Stadt von Morgen“ (D 2007, Regie: Marian Engel) ist anlässlich des 50. Geburtstags des Berliner Hansaviertels entstanden. Weltweit bekannte Architekten der Klassischen Moderne entwickelten für das Berliner Vorzeige-Viertel ihre Vorstellung einer „Stadt von Morgen“, unter ihnen Oscar Niemeyer, Walter Gropius, Alvar Aalto und Arne Jacobsen. Sie wollten nicht nur Wohnraum schaffen, sondern mit ihrer Vision einer durchgrünten Stadtlandschaft zur Schaffung eines neuen Menschenbildes beitragen. Der Film zeigt die Aufbruchsstimmung der 1950er Jahre und die Ideale sozialen Wohnungsbaus in West-Berlin. Er widmet sich aber auch dem Leben der heutigen Bewohner des Hansaviertels und hinterfragt 50 Jahre nach dem Entstehen das Gelingen eines international gewürdigten Wohnmodells. Zu Wort kommen beteiligte Architekten wie Oscar Niemeyer, Zeitzeugen und Bewohner.

2. "Mamma Roma"

Im italienische Filmklassiker „Mamma Roma“ (1962) von Pier Paolo Pasolini bildet eine Siedlung im römischen Viertel Don Bosco den architektonischen Hintergrund. Die Protagonistin, eine ehemalige Prostituierte (gespielt von Anna Magnani), erwirbt eine Wohnung, die im Rahmen des italienischen Sozialbauprogramms INA-Casa entstanden war, das sozial Schwachen in Ballungszentren Wohneigentum erlaubte. Doch der soziale Aufstieg misslingt, Mamma Roma kommt trotz ihres Umzuges aus einem Armenviertel in ein bürgerliches Umfeld dort nie wirklich an. Pasolinis Film ist auch eine Kritik an den Siedlungen, die oft in Brachlandschaften erbaut wurden und kaum Infrastruktur aufwiesen.

3. „Der Pruitt-Igoe-Mythos“

Die Dokumentation „Der Pruitt-Igoe-Mythos“ (USA 2011, Regie: Chad Freidrichs) erzählt von einem staatlich geförderten Wohnprojekt in Saint Louis im Jahr 1956, das die Wohnsituation vor allem für den einkommensschwachen Teil der Bevölkerung verbessern sollte. Das oft als „Penthouse der Armen“ bezeichnete Projekt konnte die hohen Erwartungen jedoch nie erfüllen. Vom World Trade Center-Architekten Minoru Yamasaki geplant, wurde Pruitt-Igoe bereits 1972 wieder abgerissen. Der Film verfolgt verschiedene Einzelschicksale, die ein genaues Bild der Entwicklung und Probleme des Wohnprojekts zeichnen. Es wird klar, wie aus dem Vorzeigeprojekt für Sozialwohnungen innerhalb kürzester  Zeit durch soziale, politische und wirtschaftliche Probleme ein Symbol für fehlgeplante Wohnprojekte wurde.

4. "Junges Licht"

Der Spielfilm „Junges Licht“ (D 2016, Regie: Adolf Winkelmann) ist eine faszinierende, authentische Zeitreise ins Ruhr-Revier des Jahres 1961. Der zwölfjährige Julian erlebt die Wirtschaftswunderjahre schmerzhaft. Die Welt der Erwachsenen scheint bedrohlich und einengend. Dennoch erlebt er einen Sommer, der alles verändert … Eine wehmütige, intensive Hommage an das Ruhrgebiet.

In alle Filme wird mit einem prägnanten cineastischen Vortrag eingeführt. Nach der Vorstellung besteht bei einem kleinen Imbiss die Gelegenheit zum Austausch. ehn

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