Langjährige Tradition: Auch die 13. Konferenz zur Schönheit der Stadt fand in der Rheinterrasse in der Landeshauptstadt Düsseldorf statt. – Foto: Christof Rose/Architektenkammer NRW

Die Stadtstraße als Lebensraum

„Wir regeln alles mit weißen Streifen, die in alle möglichen Richtungen zeigen. Was wir aber nicht beachten, ist der umgebende Straßenraum.“ Mit dieser pointierten Aussage stieg Prof. Christoph Mäckler vom Deutschen Institut für StadtBauKunst am 20. und 21. Juni in die 13. „Konferenz zur Schönheit und Lebensfähigkeit der Stadt“ ein, zu der sich rund 120 Fachleute aus Architektur, Städtebau, Forschung und Medien in der Rheinterrasse Düsseldorf trafen.

17. Juli 2023von Christof Rose

 Die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen war erneut Partnerin der zweitägigen Fachtagung, die zum Abschluss die „Düsseldorfer Forderung zur Novellierung des Straßenverkehrsrechts: Für lebenswerte Straßen“ verabschiedete. Darin enthalten die Empfehlung, Kommunen eine „größtmögliche Freiheit“ einzuräumen, „Geschwindigkeiten aufgrund der lokalen Rahmenbedingungen auch als Grundlage für Infrastrukturausbau festsetzen zu können“.

Es gehe um die Frage, wie verkehrstechnische und funktionale Anforderungen an eine städtische Straße mit architektonischen und städtebaulichen Notwendigkeiten zusammengebracht werden können, hob AKNW-Präsident Ernst Uhing die Bedeutung der Entwicklung der Stadtstraße in seinem Grußwort hervor. „Eine Frage, die durch ein sich änderndes Mobilitätsverhalten der Stadtbewohnerinnen und -bewohner und vor dem Hintergrund neuer ökologischer Anforderungen hoch aktuell und für uns alle sehr fordernd ist“, unterstrich der Präsident der Architektenkammer NRW.
Die Stadtstraße bilde das Rückgrat des öffentlichen Raums, führte Prof. Wolfgang Sonne aus. Sie erschließe die Häuser der Stadt und sei gleichzeitig ihr „sozialer Raum“. Plätze seien eher selten, Straßen sind überall. „Die Gestalt der Straßenräume bestimmt das Gesicht und die Atmosphäre einer Stadt“, sagte Sonne und bezeichnete die Stadtstraßen als „Lebensorte des Alltags und die Bühnen großer gesellschaftlicher, politischer und kultureller Ereignisse“. Stadtstraßen seien damit eine zentrale Aufgabe der Stadtbaukunst.

Für Prof. Christoph Mäckler stehen wir heute vor dem „Kernproblem der Funktionstrennung“. Er zeigte zahlreiche Fotobeispiele von Straßenräumen, die durch ihre Monofunktion außerhalb der Nutzungszeit völlig leer erscheine. Mäckler plädierte dafür, in den Städten wieder konsequent auf eine vielgestaltige Blockrandbebauung zu setzen, die eine klare Trennung zwischen „Innen und Außen“ vornehme, dem Eckhaus besondere Aufmerksamkeit schenke und Plätze ausbilde, die als solche für alle Nutzerinnen und Nutzer der Stadt erkennbar und attraktiv sind.

Dass die Stadtstraße „von, mit und für Menschen“ da sei, betonte Hilmar von Lojewski in einem Impulsvortrag. Der Beigeordnete für Stadtentwicklung, Bauen, Wohnen und Verkehr des Deutschen Städtetages gab in vier „Reflexionen zur Straße“ Denkanstöße. So sei der Straßenraum vielleicht der öffentliche Ort, der am stärksten einem „gesellschaftlichen Verhandlungsprozess“ unterliegen müsse, da hier eine Vielzahl von Anforderungen zusammenkämen. „Die Straße soll verkehrlich, öffentlich, politisch und gestalterisch als Aktionsraum funktionieren“, so Hilmar von Lojewski, „eine echte eierlegende Wollmilchsau“. Er appellierte an die versammelten Planerinnen und Planer sowie Stadtmacherinnen und Stadtmacher, die Stadtstraße als wichtiges technisches Infrastrukturbauwerk als „unser Thema“ aktiv anzunehmen und zu bearbeiten.

Prof. Christoph Mäckler und Prof. Dr. Wolfgang Sonne vom Deutschen Institut für Stadtbaukunst erinnerten in der Konferenz immer wieder daran, nicht alleine auf die Straße, sondern auch auf ihre städtebauliche Umgebung zu achten. „Die Fassaden der Häuser, die die Straßenwände bilden, sind dabei mindestens ebenso wichtig wie der Belag der Straße.“ Diskutiert wurden auf der Konferenz auch die Fragen, wie private Hausbauer für die Gestalt ihrer Straßenfassade in die Pflicht genommen werden könnten, und wie der Straßenraum vom Angstraum zu einem einladenden Ort weiterentwickelt werden könne.   

Im Rahmen der Veranstaltung wurde eine Resolution formuliert, die hier eingesehen werden kann: www.stadtbaukunst.de                                

Teilen via