digital MONDAY: Vom Renderingtool zum Architekturgenerator
Mit Nils Fischer, Director von Zaha Hadid Architects, und Jan-Peter Franke von der bold planung + projekte GmbH machten zwei mitreißende Referenten den Auftakt der diesjährigen Veranstaltungsreihe „digitalMONDAYS“ der Architektenkammer NRW. Sie stellten ihre Erfahrungen mit dem Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) in der Hochbauplanung vor.
Jan-Peter Franke, der vielen jüngeren Kammermitgliedern von seinem YouTube-Kanal „Architekt von Morgen“ bekannt ist, eröffnete den Abend des 4. März mit einem Überblick über die Wertschöpfung durch KI in der Architektur. „Wir können insbesondere repetitive Aufgaben automatisieren und zeitintensive Prozesse wie das Erstellen von Renderings für erste Entwurfsstadien an die KI auslagern“, erläuterte Franke. Beim Skizzieren der sich über die Jahrzehnte verändernden Arbeit des Berufsstandes hob der junge Start-Up-Unternehmer Franke hervor, dass der Architekt bzw. die Architektin trotz des Fortschritts der Technologie weiterhin die entscheidende Rolle als „Dirigent im Planungsprozess“ spiele und nach seiner Überzeugung auch spielen werde.
Eines der ersten Büroteams, das digitale Instrumente und insbesondere KI-Systeme in seine Arbeit integriert hat, ist Zaha Hadid Architects in London. Nils Fischer, der seit 20 Jahren Teil des Teams ist und heute als Director die Weiterentwicklung von Zaha Hadid Architects prägt, erläuterte mit vielen konkreten Anwendungsbeispielen, wie KI bei dem weltweit erfolgreichen Büro Zaha Hadid Architects bereits eingesetzt wird. Der gebürtige Rheinländer zeigte bei seinem Vortrag in Düsseldorf, dass KI-basierte Renderings bereits eine hohe Qualität erreichen und einen wichtigen Beitrag zur Erstellung von überzeugungskräftigen Visualisierungen leisten könnten. „Dadurch sparen wir nicht nur Zeit, sondern können auch eine Vielzahl von Entwurfsvarianten prüfen.“
Eine Besonderheit des Büros sei, dass Zaha Hadid Architects bereits bürointerne KI-Systeme entwickelt hätten, die mit eigenen Trainingsdaten gefüttert würden, führte Nils Fischer aus. „Diese Systeme ermöglichen uns eine schnelle eva oder Fassadenvarianten, sogar unter Einbeziehung der Umgebungsbebauung als Massenmodelle.“ Gegenwärtig seien KI-Anwendungen in der Architektur nach seiner Beobachtung noch „eher Rendering-Tool als Architektur-Generator“. Sein Büro nutze KI ergänzend als „evaluierendes System, um Plausibilitäten in der Konstruktion zu prüfen“. An seine Grenzen komme die KI aber, wenn es um funktionierende Planungen, um Grundstücks- und Raumprogramme gehe, die menschliche Erfahrung und konstruktives Wissen erfordern.
Der Moderator der „digitalMondays“, AKNW-Abteilungsleiter Medien und Kommunikation Christof Rose, fragte nach, ob es denkbar sei, ein qualifiziertes, mit konkreten Architekturentwürfen und BIM-Daten gefüttertes KI-System verfügbar zu machen, aus dem bestimmte Zielgruppen - etwa Kammermitglieder - schöpfen könnten. Nils Fischer unterstrich die Bedeutung der Qualität und Auswahl von Trainingsdaten sowie die Notwendigkeit, Urheberschaften und Lizenzen klar zu definieren. Bei Zaha Hadid Architects habe man bereits gute Erfahrungen mit eigenen KI-Systemen gemacht, und es sei zu erwarten, dass auch die Industrie in diesem Bereich aktiv sei.
KI und Innenwelten
Der zweite „digitalMONDAY“ am 11. März beleuchtete den Einfluss und die Möglichkeiten des KI-Einsatzes bei der Gestaltung von Innenräumen un Objekten. Simon Schmolling, „Creative Director“ sowie „Head of Architecture“ bei der Kölner Designagentur „Meiré und Meiré“, zeichnete exemplarisch den Weg nach, wie die Badarmatur „/image“ unter Einsatz von Künstlicher Intelligenz entwickelt wurde. Nach seiner Erfahrung lassen sich KI-Tools heute in den Arbeitsablauf integrieren, „um eine „einzigartige Projekt- und kundenspezifische Ästhetik zu schaffen“.
Ähnlich auch die Herangehensweise von Fabian Freytag. Sein Studio in Berlin entwickelt atmosphärische, außergewöhnliche Innenräume für Gastronomie, Hotellerie und Privatpersonen. Auch er nutzt KI-gestützte Bildkreationen zur Inspiration. „Wenn mich etwas total triggert, ist es die Komponente des Ungesehenen“, brachte Freytag seine Motivation auf den Punkt. Bei der Frage, ob und wie Künstliche Intelligenz eingesetzt werden sollte, gehe es aus seiner Sicht nicht um die Dualität „Genie oder Technik“. „Das Ping-Pong-Spiel zwischen Mensch und Maschine ist der Moment, der neue Ideen kreieren und kreative Potenziale freisetzen kann.“
Der dritte „digitalMONDAY“ am 18. März 2024 ist mit 1000 Anmeldungen bereits ausgebucht. Bedingt durch kurzfristige Absagen vor der Veranstaltung können jedoch noch Plätze freiwerden. Dass trotz der Präsentation als Zoom-Konferenz eine Anmeldebeschränkung gilt, liegt an Lizenzbeschränkungen. Wir bitten um Verständnis!
digitalMonday #1 - KI: Architektur
digitalMonday #2 - KI: Raum
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