Die Ausstellung „F W. Kraemer“ zeigte einen beeindruckenden Architekten der Nachkriegszeit

F. W. Kraemer-Ausstellung: „Oszillierend zwischen Staub und Stern“

„Er war eine beeindruckende Persönlichkeit. Eine Mischung aus Kaufmann und Ästhet. Er kultivierte einen extremen Ordnungswillen, der an Pedanterie nicht nur grenzte, und war zugleich großzügig und völlig neidfrei. Er war mein Vater.“ Kaspar Kraemer, Architekt aus Köln und über mehrere Jahre Präsident des BDA auf Bundesebene, musste mehrfach schlucken, als er im Rahmen der Vernissage zur Ausstellung „Gesetz + Freiheit“ seinen Vater, den Architekten Friedrich Wilhelm Kraemer, vorstellte und ehrte. Ein eindrucksvoller Moment, der zu der eindringlichen Atmosphäre der Ausstellung passte, die bis Ende November im Haus der Architekten präsentiert wird.

28. Oktober 2008von Christof Rose

„Düsseldorf war von Anfang an unser Traumziel für diese Ausstellung, weil hier allein fünf Bankgebäude von Friedrich Wilhelm Kraemer realisiert wurden.“ Dr. Karin Wilhelm, Professorin am Lehrstuhl für Geschichte und Theorie der Architektur und der Stadt an der Technischen Universität Braunschweig, erläuterte einführend das Ziel und das Konzept der Ausstellung. „Kraemer ersann ungemein leichte, transparente, optimistische Bauwerke, die den Aufbruchwillen und Zukunftsglauben der Nachkriegszeit in großartiger Weise verdichten“, beschrieb Prof. Wilhelm die besondere Leistung des Architekten Kraemer, der mit dem Büro KSP nicht nur unzählige Bauwerke in der Zeit des Wiederaufbaus an Rhein und Ruhr realisierte, sondern auch als Theoretiker und Lehrender großen Einfluss auf die Architektur der Nachkriegszeit und darüber hinaus ausübte.Kaspar Kraemer, der in die beruflichen Fußstapfen seines Vaters trat, erläuterte das Weltbild und die philosophische Grundhaltung Friedrich Wilhelm Kraemers. „Er war ein Bildungsbürger im besten Sinne, geprägt von der deutsche Romantik und der Klassik sowie in der Architektur vom Klassizismus.“ Sein Vater habe daran geglaubt, dass es eine prästabilisierte Harmonie in der Welt gebe; diese zu suchen, sei Aufgabe eines jeden Gestalters. Ausgehend von dieser gedanklichen Basis, strebte F. W. Kraemer danach, moderne, den Anforderungen und dem Gefühl der Zeit angemessene Gebäude zu realisieren. Seine Bauten der 1950er und -60er Jahre im Internationalen Stil sind bis heute in Dortmund, Düsseldorf und Köln Stadtbild prägend.Die Ausstellung wird im Haus der Architekten als Kooperationsveranstaltung der TU Braunschweig mit der AKNW und dem Museum für Architektur und Ingenieurbaukunst (M:AI) präsentiert. Konzipiert und realisiert wurde die überzeugende Erinnerungsarbeit an den Gründer der „Braunschweiger Schule“ durch ein Team um Prof. Karin Wilhelm. Dr. Olaf Gisbertz, einer ihrer wissenschaftlichen Mitarbeiter, erläuterte im Pressegespräch, dass ein großes Problem das Zusammenstellen der historischen Originalunterlagen gewesen sei. „Es war in der Zeit einfach nicht üblich, Planzeichnungen, Skizzen und Modelle für die Nachwelt zu konservieren“, musste Gisbertz feststellen. Umso erstaunlicher und beeindruckender wirkten die Originale, die in der Ausstellung im Haus der Architekten zu sehen waren und die eine Ahnung von der vielfältigen Persönlichkeit vermittelten, die F. W. Kraemer wohl war. Er selbst beschrieb sich, so erinnerte sich Kaspar Kraemer, einmal als „oszillierend zwischen Staub und Stern“.

Bis 25.11. 2008. Haus der Architekten, Düsseldorf-Medienhafen (Zollhof 1), Öffnungszeiten: Mo. - Fr. 8.00 - 17.00 Uhr, Eintritt frei.

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