Fachkongress: Glas in der Fassade
„Transparenz! – Glas und Fassadentechnologie“ So lautete der Titel eines Fachkongresses, den die Messe Düsseldorf in Kooperation mit der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen und der Technischen Universität Delft im Rahmen der „Glasstec 2008“ am 24. Oktober in Düsseldorf veranstaltete. Über 350 Teilnehmer verfolgten die Vorträge und Gespräche.
Bereits zum zweiten Mal kooperierte die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen mit der Messe Düsseldorf. Winfried Moog, Architekt und Geschäftsführer der Messe sowie AKNW-Präsident Hartmut Miksch begrüßten die Kongressteilnehmer, unter denen sich mehrheitlich Mitglieder der AKNW, aber auch ein beachtlicher Teil ausländischer Architekten und Ingenieure befanden. Prof. Dr. Ulrich Knaack von der TU Delft als weiterem Kooperationspartner moderierte die Veranstaltung. Geboten wurde ein vielseitiges Programm mit Beiträgen zur Anwendung moderner Glastechnologien in Fassade und Dach.
Hochhäuser wie Kathedralen
Unter dem Titel „High Performance Architecture“ erläuterte Lise Anne Couture, Partnerin des New Yorker Büros Asymptote Architecture, die Entwurfhaltung ihres Büros. Kraftvolle, technoide Formen finden sich sowohl in den zahlreichen Beiträgen zu internationalen Wettbewerben des Büros als auch in Realisierungsprojekten wie einem Pavillon in den Niederlanden oder einem Hochhaus in Abu Dhabi, das sich derzeit im Bau befindet. Der Werkstoff Glas wird gemeinsam mit anderen Materialien zum integralen Bestandteil der fließend gestalteten Fassaden. „Die Wirkung von Glas ist ein Geheimnis seit dem Bau der gotische Kathedralen – dieselbe Faszination sollte auch von unseren modernen Bauten ausgehen“, betonte Lise Anne Couture.Berichte aus der Forschung
Andrea Compagno, Fassadenplaner und –berater aus Zürich sowie Autor des Standardwerks „Intelligente Glasfassaden“, berichtete über den Stand der Entwicklung von Ganzglasfassaden. „Anfang der 90er Jahre wurden vielerorts zweischalige Gebäudehüllen entwickelt und als definitive Lösung gegen Energieverschwendung betrachtet“, so Compagno. Eine rein natürliche Lüftung lasse diese Bauweise jedoch nicht zu. „Auch Zweite-Haut-Fassaden benötigen ganzjährig eine mechanische Lüftungsanlage. Durch Öffnen von innen liegenden Fenstern können aber die Räume natürlich belüftet und damit die Betriebsstunden der Lüftungsanlage reduziert werden“, führte Compagno aus und zeigte aktuelle Beispiele derartiger Fassaden. Über Forschungsprojekte mit Glas berichtete Prof. Dr. Bernhard Weller von der TU Dresden. „In Zukunft werden wir viel häufiger Klebetechologien mit Silikonen und Acrylaten zur Verbindung von Glasbauteilen einsetzen“, vermutete Weller. Er zeigte verschiedene Beispiele von Glasbrücken und –trägern. Weitere beidruckende Anwendungen von Glas als Tragkonstruktion stellte Prof. Dr. Holger Techen von der FH Frankfurt a. M. vor.
Dialog der Materialien
Die Architektur des Wiener Büros Delugan Meissl Associated Architects ist durch eine betont grafische Gestaltung ihrer Fassaden gekennzeichnet. Martin Josst, Partner des Büros, stellte verschiedene Wohnungsbauprojekte und aufwändig gestaltete Einfamilienhäuser in Wien und Umgebung vor, deren Erscheinung durch Glas im Wechsel mit anderen Materialien wesentlich bestimmt wird. Josst betreut auch das derzeit bekannteste Projekt des Büros, das im Bau befindliche Porsche-Museum in Stuttgart. „Natürlich werden die Exponate durch Kunstlicht viel besser inszeniert als durch Tageslicht. Aber im Foyer, durch das die Besucher den Bau betreten, haben wir größten Wert auf räumliche Transparenz gelegt. Deshalb sind Fassade und Dach vollständig verglast“, erläuterte Josst.
Thomas Auer, Ingenieur im Stuttgarter Büro Transsolar Klimaengineering, stellte aktuelle Lüftungs- und Klimakonzepte bei verglasten Bauten vor. Hierzu gehören insbesondere dezentrale, in die Fassade integrierte Aggregate. Stefan Behling vom Büro Foster and Partners aus London erläuterte das Konzept des Büros für eine autofreie Solarstadt in Abu Dhabi, deren Bauten mit innovativen Fassaden geplant werden – nebst einer Vielzahl anderer innovativer Technologien zur wirtschaftlichen Verwendung von Energie.
Neue Anwendungen einfordern!
In seinem Schlussvortrag fasste Ulrich Knaack die Potenziale des Werkstoffs Glas für die Entwicklung der Architektur zusammen und appellierte an die Architekten, ihre Rolle als Planer deutlicher auszuspielen. „Beschreiben Sie Ihre Ziele und definieren Sie Ihre Anforderungen“, so Knaack. „Wir haben heute gesehen, welche Möglichkeiten Glas für Konstruktion und Gestaltung von Bauwerken bietet. Fordern Sie die Industrie zu neuen Lösungen heraus!“
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