Förderpreis 2008 / Interview (II)

Interview: Technik und Kreativität vereinen

Im April dieses Jahres hat die Stiftung Deutscher Architekten in Düsseldorf die Förderpreise 2008 an Absolventen der NRW-Architekturstudiengänge vergeben. Die unabhängige Jury unter Vorsitz von Prof. Markus Neppl vergab drei Förderpreise an besonders talentierte Nachwuchs-Architekten. Einen Preis erhielt Martina Malsbender für den Entwurf eines „Doppelmuseum“.

08. Juni 2009von Das Interview führte Vera Anton-Lappeneit

Frau Malsbender, Ihre Arbeit „Doppelmuseum - Museum für Ulrich Rückriem und Landmaschinen“ behandelt ein ungewöhnliches, ja fast skurril anmutendes Thema. Was hat Sie an dieser Entwurfsaufgabe besonders gereizt?
Auch wenn die Aufgabe zuerst ungewöhnlich erscheint, so ist der Anlass doch sehr realitätsnah. Zwischen Köln und Neuss liegt das „Kulturzentrum Sinsteden“, das sowohl ein Landwirtschaftsmuseum für historische Landmaschinen als auch eine bedeutende Sammlung moderner Steinskulpturen des aus der Gegend stammenden Künstlers Ulrich Rückriem beinhaltet. Diese beiden Sammlungen werden momentan in getrennten Hallen auf dem Gelände präsentiert. Mich hat die Schwierigkeit gereizt, den doch sehr unterschiedlichen Besuchergruppen einen Zugang zu den jeweils anderen Exponaten zu vermitteln und die beiden Museen in einem gemeinsamen Gebäude zu vereinen.

Haben Sie Vorbilder in der Architektur?
Vorbilder sind insofern wichtig, als das die intensive Auseinandersetzung mit Arbeiten anderer Architekten hilft, sich selbst zu positionieren und einen eigenen Weg in der Architektur zu finden. Es muss nicht alles neu entwickelt werden, manchmal reicht es schon aus, einen bestehenden Ansatz weiterzudenken oder neu zu interpretieren.

Wie ist bei Ihnen der Wunsch Architektur zu studieren entstanden?
Die Kombination aus technischem Wissen und Kreativität, aus Konstruktion und konzeptionellem Denken entsprach meinen Interessen und Fähigkeiten.

Die Hochschulausbildung ist zurzeit starken Veränderungen unterzogen. Wie beurteilen Sie die kurzen und stark gestrafften Bachelorstudiengänge?
Meiner Meinung nach wird das größte Problem darin bestehen, sich während des Studiums ein berufliches „Netzwerk“ aufzubauen. Das ist notwendig, um einen ersten Einstieg in das Berufsleben zu bekommen. Der straffe Zeitplan lässt außerdem wenig individuellen Spielraum und erschwert damit die Möglichkeit, eine eigene architektonische Haltung zu entwickeln.

Sie haben während des Studiums in London und Jersey gearbeitet.Zurzeit sind Sie in Aachen im Büro kadawittfeldarchitektur beschäftigt. Sehen Sie Ihre berufliche Zukunft hier in Deutschland, oder würden Sie langfristig betrachtet lieber im Ausland tätig sein?
Durch meine beiden Praktika in England und den einjährigen Aufenthalt in der Schweiz konnte ich Einblicke in die Arbeitsweisen im Ausland gewinnen, bin aber immer wieder gerne zurück nach Deutschland gekommen. Zurzeit bin ich hier sehr zufrieden, kann mir prinzipiell aber auch vorstellen noch einmal im Ausland zu arbeiten.

Wie schätzen Sie die Möglichkeiten ein, in der derzeitigen gesamtwirtschaftlichen Lage Ihre Ziele zu verwirklichen?
Ich habe mich dazu entschieden, in dem Bereich meiner Spezialisierung – dem parametrischen Entwerfen – zu arbeiten und hoffe, dass mir dieses zusätzliche Wissen auch in der momentanen wirtschaftlichen Situation hilft, meine Ziele zu erreichen.

Zur Person:
Dipl.-Ing. MAS ETH Martina Malsbender (*1982); 2001 - 2007 Architekturstudium an der RWTH Aachen, 2007 -2008 Master of Advanced Studies ETH Zürich (Lehrstuhl für CAAD - Prof. Dr. Ludger Hovestadt)DAAD Leonardo da Vinci Stipendium 2005; DAAD Jahresstipendium 2007/2008; 1. Preis Euregionaler Architekturpreis 2007; Förderpreis Stiftung deutscher Architekten 2008; seit 02/2009 angestellt bei kadawittfeldarchitektur, Aachen; vorgeschlagen von: Architekt Fred Humblé

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