KI in der Architekturkommunikation
„Verantwortung kann nicht an KI-Tools delegiert werden!“ - Mit dieser pointierten Aussage stieg Ernst Uhing, der Präsident der Architektenkammer NRW, in seinen Impulsvortrag zum 17. AMM-Symposium ein, das am 11. und 12. April vom Fachbereich Architektur der Hochschule Bochum mit dem Themenschwerpunkt „KI in Architektur und Kommunikation“ veranstaltet wurde. Als Partnerin der Fachtagung war die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen eingeladen worden, ihren Blick auf den Wandel des Berufsbildes durch die KI-Entwicklung darzustellen.
Mit rund 300 Teilnehmer*innen vor Ort und ca. 450 digital zugeschalteten Interessierten entwickelte sich die Fachkonferenz des Studiengangs „Architektur Media Management“ (AMM) zu einem der großen Foren zu der Fragestellung, wie Künstliche Intelligenz die Architekturbranche beeinflusst, und wie insbesondere die Architekturkommunikation sich unter dem Einfluss von Künstlicher Intelligenz wandeln wird. „Die Architektenschaft muss Systemführer innerhalb der Planungs- und Bauprozesse bleiben“, verdeutliche AKNW-Präsident Ernst Uhing das Ziel, das der Berufsstand nach Überzeugung der Architektenkammer NRW anstreben müsse. Dies könne allerdings nicht einfach eingefordert werden; vielmehr müsse der Berufsstand sich offensiv mit der weiteren Digitalisierung und dem zielführenden Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Planung befassen und sich massiv in die Entwicklung einbringen.
Verantwortung muss persönlich übernommen werden!
Der Präsident der Architektenkammer NRW betonte wiederholt den „menschlichen Faktor“, der nicht zuletzt in der kritischen Bewertung von KI-Lösungen, in der Auswahl und schließlich in der Übernahme von Verantwortung Bedeutung gewinnen werde. KI müsse als Werkzeug begriffen werdem, das zur Unterstützung von Planungsleistung nicht nur bei repetitiven Prozessen, sondern auch in kreativen Prozessen wertvolle Unterstützung leisten könne. „Durch die teilweise Automation werden personelle Ressourcen freigesetzt, die für wichtige Zukunftsaufgaben wie Klimafolgenanpassung und nachhaltige Planungen zur Verfügung stehen“, zeigte sich Uhing optimistisch.
Ernst Uhing forderte eine bundesweit abgestimmte Strategie auch zu urheberrechtlichen Fragen, die juristisch mit Blick auf Haftung und Nutzungsrechte, aber auch wirtschaftlich von großer Bedeutung sei. Die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen beteilige sich aktiv an dieser Strategie im Kooperationsverbund der Bundesarchitektenkammer.
Grundsatzverständnis und Experimente wichtig für die Lehre!
André Habermann, neu berufener Dekan des Fachbereichs Architektur und Professor für Entwurf und Gebäudelehre an der Hochschule Bochum, beschrieb die Herausforderung, angesichts des hohen Entwicklungstempos im Bereich KI angemessene Lehrveranstaltungen zu konzipieren und anbieten zu können. „Hochschule muss ein offenes Labor sein, das ein Experimentieren mit neuen Techniken ermöglicht und ein vertieftes Verständnis auch für Zukunftstechnologien vermittelt, unabhängig von einzelnen Programmen und Tools“, führte Prof. Habermann aus. Wichtig sei es, KI-Tools in Entwurf und Planung zielgerichtet einzusetzen und auf eine saubere Dokumentation des Einsatzes zu achten. „Künstliche Intelligenz liefert für Büros erst dann sinnvolle Ergebnisse im Bereich der Architektur, wenn eigene Entwürfe in die KI integriert werden“, erklärte André Habermann.
Unverzichtbar bleibe, Architektur im historischen und baukulturellen Kontext einordnen und bewerten zu können. Deshalb seien Fragen der Ethik und der Nachhaltigkeit weiterhin wichtige Aspekte in der Architekturlehre. „Unsere ganz große Kompetenz ist es, Raum zu verstehen. Das kann sonst kaum ein anderer Beruf!“
Entwicklung des Rechtsrahmens gestalten!
Wie ist die Entwicklung von KI im europäischen Kontext einzuschätzen? Zu dieser Frage stellte Florian Scheible, Vorsitzender der Arbeitsgruppe „Digitalisierung/KI“ der Archtiektenkammer Berlin, aktuelle Überlegungen vor. Zu den wichtigsten Forderungen gehöre, dass Arbeitsergebnisse auf menschliche Urheber zurückzuführen sei müssetn, sensible Daten zu schützen seien und KI-Systeme sowohl Nachhaltigkeitsanforderungen entsprechen als auch integrativ zugänglich sein müssten.
„Es gibt einige 100 KI-Tools am Markt in ganz unterschiedlichen Anwendungsbereichen“, konstatierte Scheible. Eine besonders spannende Entwicklung sei die Transformation von 2D-Grafiken in 3D-Modelle. Der nächste Schritt sei dann die „Planerzeugende KI“, die Modelle mit Planungsdaten erstellen kann. „Erstmals in der Menschheitsgeschichte ist intellektuelle Leistung automatisierbar.“
Impulse, Workshops, Wissensweitergabe
Prof. Jan R. Krause, Leiter des Studiengangs „Architektur Media Management“, zeigte sich in seinem Resümee „gefordert und inspiriert“ angesichts der vielfältigen Berichte, Erkenntnisse, Thesen und Forderungen, die in den Impulsvorträgen und Workshops des 17. AMM-Symposiums zusammengetragen und erarbeitet wurde.
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