Kommentar: Ehre und Amt

Liebe Kollegin, lieber Kollege! Wenn am 6. März unsere neue Vertreterversammlung in der großen Halle Münsterland mit noch größerem Sicherheitsabstand zu ihrer notwendigen parlamentarischen Sitzung zusammentreten wird, ist das ein besonderer Moment: 201 Frauen und Männer, die Sie, die 31 500 Mitglieder der Architektenkammer NRW, Ende vergangenen Jahres gewählt haben, machen sich dann gemeinsam auf den Weg, in den nächsten fünf Jahren die Geschicke der größten deutschen Architektenkammer zu bestimmen.

22. Februar 2021
Dipl.-Ing. Architektin BDA Susanne Crayen
Dipl.-Ing. Architektin BDA Susanne Crayen - Foto: AKNW

Alle, die Aufgaben in den unterschiedlichen Gremien der AKNW übernehmen, tun dies in ehrenamtlichem Engagement – vom einfachen Mitglied unseres Architektenparlaments über die Arbeit in unseren Fachausschüssen bis hin zu Vorstand und Präsidium.

„Ehrenamt“: Der Begriff klingt vielleicht etwas antiquiert in der heutigen Zeit schnelllebiger Kampagnen, Flashmobs, Internetaktionen und Chatgruppen. Sich für die Belange der Architektinnen und Architekten aller Fachrichtungen einzusetzen, ist aus meiner Sicht auch nicht in erster Linie eine Frage der Ehre, noch weniger dem Streben nach einem Amt geschuldet, sondern schlicht und ergreifend eine Notwendigkeit: Wenn wir Planerinnen und Planer in diesem Land die Rahmenbedingungen für unsere tägliche Arbeit mitgestalten und mitbestimmen wollen, dann müssen wir uns berufspolitisch organisieren und engagieren.
Vor diesem Hintergrund ist es ein ermutigendes Zeichen, dass die Beteiligung zur Wahl der nunmehr zwölften Vertreterversammlung der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen weiterhin auf stabil gutem Niveau lag. Es hat mich sehr gefreut, dass in den etablierten Berufsverbänden, aber auch durch neue Listen Nachwuchs und damit frische Impulse in unser Architektenparlament einziehen. Denn wir alle wissen, dass die Bereitschaft zu einer längerfristigen Mitwirkung an thematischer Arbeit und zu ehrenamtlichen Engagement in unserer Gesellschaft sinkt. Dass unter unseren Kolleginnen und Kollegen noch immer viel Bereitschaft zur Mitwirkung herrscht, dürfte nicht zuletzt an unserem Beruf liegen, den viele von uns doch als Berufung empfinden. Der Wunsch und Wille, mit unserer Arbeit zu einer positiven Entwicklung der Gesellschaft beizutragen, ist in den Aufgabenfeldern Architektur, Innenarchitektur, Landschaftsarchitektur, Stadtplanung gewissermaßen angelegt.
Natürlich entwickelt sich auch das Kammerwesen weiter. Und die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen hat immer den Anspruch gehabt, Entwicklungen aktiv voranzutreiben. So ist im 50. Jahr unseres Bestehens zu verzeichnen, dass sich Formen des fachlichen Austausches weiterentwickeln. Nicht zuletzt die Zwänge der Corona-Pandemie haben dafür gesorgt, dass ehrenamtliche Arbeit heute auch unter zeitökonomischen und ökologischen Gesichtspunkten effizienter geleistet werden kann als noch vor wenigen Jahren. Die Möglichkeiten, in Videokonferenzen zu tagen, ermöglicht auch Kolleginnen und Kollegen die Mitarbeit, die keine langen Anfahrten in Kauf nehmen wollen. Auch können wir über digitale Sitzungen, Konferenzen und Fortbildungen potenziell Interessierte niedrigschwellig an die Kammerarbeit heranführen.
Die neuen Kommunikationsformen und -formate, die sich im Corona-Jahr insgesamt in unserer Gesellschaft durchgesetzt haben, bieten für den kollegialen Austausch gute neue Wege. Das gilt nicht nur für die 201 Personen, die unser nordrhein-westfälisches Architektenparlament bilden. Auch alle anderen haben die Möglichkeit, sich in die Kammerarbeit einzubringen, mitzureden, mitzumischen. Sie können dies über unsere Sozialen Medien tun und über vielfältige Netzwerke, die wir in den verschiedenen Arbeitsfeldern zumeist interdisziplinär pflegen – von der Digitalisierung über das Normungswesen und juristische Fragen bis zu vielfältigen Aktivitäten zur Förderung der Baukultur in unserem Land.
Wie auch immer die Gremienwahlen für die kommenden fünf Jahre ausgehen, eines ist gewiss: Ihre ehrenamtlichen Repräsentant*innen engagieren sich gemeinsam und mit starker Stimme für die Interessen unseres Berufsstandes!


Es grüßt Sie herzlich
Ihre Susanne Crayen

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