AKNW-Präsident Ernst Uhing - Foto: Ingo Lammert

Kommentar: Ein Innovationspaket für NRW!

Die nordrhein-westfälische Bau- und Planungsbranche hat heute geschlossen einen dringenden Appell an unsere Landesregierung gesendet: „Wir fordern ein umfassendes und langfristiges Innovationsprogramm der öffentlichen Hand!“ Ein gemeinsamer Kommentar der AKNW-Präsidenten.

Liebe Kollegin, lieber Kollege!

„Wir müssen auf Sicht fahren.“ Diese Aussage hören wir immer wieder in den politischen Statements aus Bund und Ländern zum weiteren Vorgehen gegen die Corona-Pandemie. Fast haben wir uns daran gewöhnt, unser Leben von Woche zu Woche zu gestalten, und auch in unserer Arbeitspraxis haben sich kurzfristiges Reagieren und spontane Lösungssuchen deutlich verdichtet. Architektur ist nicht nur der gebaute Spiegel der Gesellschaft; das Schaffen von Architektur hängt auch entscheidend von gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ab - von der Investitionskraft der Auftraggeber über funktionierende Genehmigungsprozesse bis hin zur Einsatzfähigkeit der ausführenden Unternehmen. Eine komplexe Prozesskette, weshalb eine „Objektplanung auf Sicht“ eigentlich paradox erscheint.

Gleichwohl bleibt richtig: Die Planungs- und Baubranche wird an vorderster Stelle gefordert sein, wenn es darum geht, die krisenbedingte Rezession zu überwinden und die Wirtschaft insgesamt wieder in Gang zu bringen. In dieser Überzeugung hat der Präsident der Architektenkammer NRW angeregt, dass die nordrhein-westfälische Bau- und Planungsbranche geschlossen einen dringenden Appell an unsere Landesregierung sendet: Wir fordern ein umfassendes und langfristiges Innovationsprogramm der öffentlichen Hand!

Dieser Appell wurde am 14. Mai veröffentlicht. Er ist kein weiterer Ruf einer Interessensvertretung nach individueller Unterstützung. Es geht vielmehr um die perspektivische Planung unserer öffentlichen Infrastrukturen für die vor uns liegende Dekade.

Kredite und Soforthilfen sind zweifellos richtige und wichtige Instrumente, um kurzfristig auf die drängendsten wirtschaftlichen Herausforderungen der Corona-Pandemie zu reagieren. Der Planungs- und Baubranche ist damit aber leider nur bedingt geholfen, da unsere Büros und Unternehmen die Folgen der Wirtschaftskrise erst in ein paar Monaten spüren werden. Dann aber mit aller Vehemenz - so ist zu befürchten.

Um dem entgegenzuwirken, müssen jetzt die richtigen Weichen gestellt und ein großes, nachhaltig wirkendes Innovationspaket der öffentlichen Hand geschnürt werden. Bei allen finanziellen Problemen, vor denen die öffentlichen Hände in Bund, Ländern und Kommunen aktuell stehen, ist das Auflegen eines Gesamtpakets für die Entwicklung unserer Infrastrukturen und Bauwerke ganz ohne Zweifel die bessere Medizin, als immer wieder kurzfristig Finanzspritzen in einzelne Sektoren zu injizieren. Dieses umso mehr, als dass diese Maßnahmen längst überfällig sind: Seit Jahren klagen Bürgerinnen und Bürger, aber auch die Kommunen vor Ort über mangelnde Instandhaltungen von Straßen und Schulen, von Bahnhöfen und Brücken, von öffentlichen Sportanlagen und Freiräumen. Wenn also nun auf die Coronabedingte Rezession mit langfristigen Förderprogrammen reagiert werden soll, muss ein Großteil der Mittel in die bauliche und technische Erneuerung unserer Infrastrukturen investiert werden.

Die gesamte Wertschöpfungskette Bau ist ein wesentliches Fundament unserer Wirtschaft und ein zentraler Konjunkturmotor. Um ihr Funktionieren im gesamtgesellschaftlichen Interesse zu sichern, müssen unsere oftmals kleinteilig organisierten Planungsbüros im Lande die kommenden Monate überstehen. Sie brauchen dazu verlässliche Rahmenbedingungen - und vor allem Aufträge. In unserem gemeinsamen Appell an die Landesregierung hat die nordrhein-westfälische Bau- und Planungsbranche deshalb die Verantwortlichen in den Kommunen und Landesbetrieben aufgerufen, die notwendigen Arbeiten fortzuführen, um gemeinsam heute Bauprojekte für morgen planen und auf den Weg bringen zu können. Richtig wäre in der Krise: Auf Sicht fahren - aber auf lange Sicht planen!

Es grüßen Sie

Ernst Uhing, Präsident der Architekten-kammer Nordrhein-Westfalen
Klaus Brüggenolte, Vizepräsident
Susanne Crayen, Vizepräsidentin
Dr. Christian Schramm, Vizepräsident

 

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