Kommentar: Klimaschutz braucht Baupolitik!

Die Zahlen sind bekannt: 40 Prozent des Endenergieverbrauchs in Deutschland und ein Drittel der CO2-Emissionen entfallen auf den Gebäudebestand. Wer Klimaschutz sagt, muss also die substanzielle energetische Optimierung unserer Wohn-, Büro und Gewerbebauten meinen.

11. Juli 2012

Liebe Kollegin,
lieber Kollege!

Geht es Ihnen auch so? Immer häufiger, wenn über die allgemeine Wetterlage gesprochen wird, beschleicht mich der Gedanke, dass die Veränderungen des Klimas, die weltweit zu beobachten sind, uns in Deutschland noch relativ verschonen.  Vielleicht sollte gerade das eine starke Motivation für uns sein, das Generationenprojekte „Klimaschutz“ mit allem Nachdruck anzugehen. Und gerade unsere Branche, der Planungs- und Bausektor, steht in einer besonderen Verantwortung.

Die Zahlen sind bekannt: 40 Prozent des Endenergieverbrauchs in Deutschland und ein Drittel der CO2-Emissionen entfallen auf den Gebäudebestand. Wer Klimaschutz sagt, muss also die substanzielle energetische Optimierung unserer Wohn-, Büro und Gewerbebauten meinen.

Die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen hat das wichtige Thema „Klimaschutz“ in diesem Jahr zu einem Leitthema ausformuliert. So stand beispielsweise der „Tag der Architektur“, über den wir in dieser Ausgabe berichten, auf Vorschlag unserer Kammer unter dem bundesweiten Motto „Energie!“ - und rückte damit in vielen Medienberichten insbesondere energetisch optimierte Bauten in den Fokus der Berichterstattung.

Auch unser „Architektentag NRW 2012“ Ende August wird den baulichen Klimaschutz in den Fokus rücken. Wir wollen die neue Landesregierung und die Baupolitiker der im Landtag vertretenen Parteien nach ihren Vorstellungen und Visionen zur Wohnungsbau- und Stadtentwicklungspolitik für die beginnende Legislaturperiode (und darüber hinaus) befragen. Welche Visionen, welche Perspektiven, welche konkreten Ansätze hat unsere Landespolitik für den Wohnungsbau und die Stadtentwicklung in Nordrhein-Westfalen? Wie könnte ein Masterplan für die bauliche Entwicklung unseres Landes aussehen, welche konkreten Konzepte gibt es zur schnellen und nachhaltigen Verbesserung des baulichen Klimaschutzes?

Wer unseren riesigen Gebäudebestand energetisch optimieren will, muss Geld investieren und private Investitionen auslösen. Beides wird nur gelingen, wenn die politischen Rahmenbedingungen klar formuliert sind, wenn Investitionsentscheidungen über viele Jahre Bestand haben, wenn Förderprogramme und -konditionen eine langfristige und verlässliche Perspektive bieten und neue steuerliche Anreize gegeben werden.

„Klimaschutz braucht Baupolitik!“ So haben wir das Motto des diesjährigen Architektentags NRW festgelegt, so wollen wir auch mit einer PR-Kampagne rund um den Architektentag öffentlich für unser Anliegen werben. Die ersten Stellungsnahmen von Michael Groschek, dem neuen Minister für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, stimmen uns optimistisch, dass die Landesregierung dazu bereit ist, dieses Thema verstärkt anzugehen und mit uns zu diskutieren. Dafür spricht auch, dass Ministerpräsidentin Hannelore Kraft erstmals vor den Architektinnen und Architekten dieses Landes auftreten wird.

Nicht zuletzt müssen auch wir uns selbst immer wieder in die Pflicht nehmen, den technischen Fortschritt im Bereich des baulichen Klimaschutzes einzufordern und seine Ergebnisse und Produkte offensiv zu nutzen. Für die Fortbildung ihrer Mitglieder hat die AKNW über ihre Akademie jetzt eine Veranstaltungsreihe mit dem Titel „Klimaschutz und Klimafolgenanpassung - Herausforderung und Aufgabe“ entwickelt, die im Herbst mit drei Seminaren startet und dann ausgebaut werden wird.

„Klimaschutz braucht Baupolitik!“ lautet unsere zentrale Botschaft, die gleichermaßen Appell und politische Forderung ist. Wirken Sie dabei mit. Wir sehen uns auf dem Architektentag NRW 2012 am 30. August in Düsseldorf! Es grüßt Sie herzlich
Ihr

Dr. Christian Schramm
Vizepräsident der Architektenkammer
Nordrhein-Westfalen
schramm@aknw.de

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