Kunst bauen!

„Jede unserer Erkenntnisse beginnt mit den Sinnen.“ Dieser Aphorismus von Leonardo da Vinci schwebte als Leitmotiv über der Vernissage zur Ausstellung „Kunst Bauen“, zu der am 4. November mehr als 130 Kunstfreunde und Kammermitglieder ins Haus der Architekten kamen. Sie erlebten eine beeindruckende Kunstausstellung und die beiden Künstler im Gespräch auf der Bühne. Und hoch oben unter dem Glasdach des Atriums im Haus der Architekten: ein transparentes Portrait Leonardo da Vincis.

07. November 2014von Christof Rose

Der Maler Thomas Lange und der Bildhauer Mutsuo Hirano arbeiten seit vielen Jahren kongenial zusammen. Beeinflusst werden sie in ihrer expressiven Kunst von den Meistern der italienischen Renaissance, wie Davide Sarchioni, Kurator der Künstler, in seinem Einführungsvortrag deutlich machte. „Lange-Hirano sind in der Lage, mit dem Raum zu arbeiten und ihre Werke auf die dreidimensionale Wirkung in ihrer Umgebung zu entwickeln“, erläuterte der italienische Kunstexperte. Das Künstlerpaar arbeite intensiv an Gebäuden, mit Altbauten oder auch an Neubauprojekten mit. „Im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht aber der Mensch.“

Thomas Lange bestätigte den prägenden Einfluss alter Meister auf seine Arbeit. „Kunst entwickelt sich aber immer weiter. Und letzten Endes muss das Bauchgefühl entscheiden, in welche Richtung sich ein Werk vollendet.“ Auch Mutsuo Hirano rückte das Gefühl, gepaart mit einer gewissen Spiritualität, in den Mittelpunkt seiner Kunstauffassung. „Meine Skulpturen erzählen Geschichte und Geschichten“, erläuterte der Bildhauer im Gespräch mit AKNW-Pressesprecher Christof Rose. „Manche Figuren sind für einen ganz speziellen Ort bestimmt, andere stehen unabhängig für sich selbst.“ Auch der Vizepräsident der Architektenkammer NRW, Michael Arns, zog in dem Podiumsgespräch das Fazit, dass es keine feste Regeln für das Zusammenspiel von Kunst und Bau geben können. „Letztlich bleibt es eine Abwägung im Einzelfall. Wichtig ist aber der Dialog zwischen den Disziplinen Architektur und Kunst.“

Als langjähriger Auftraggeber der Künstler war Dr. Jürgen Lenssen, Domkapitular und Kunstreferent im Bistum Würzburg, nach Düsseldorf gereist. „Der Dialog zwischen den oft historischen Kirchenbauwerken und der modernen, manchmal provozierenden Kunst von Lange-Hirano ist ein großer Gewinn“, bilanzierte Lenssen. „Unsere Gotteshäuser und die Gemeinden begeben sich damit auf einen Weg in die Zukunft, sie entwickeln sich weiter. Das war acuh in der Geschichte sakraler Kunst oft der Fall.“

Die Ausstellung „Kunst Bauen“ thematisiert im Kern das Bild vom Menschen; oftmals das idolisierter Menschen. So sind schon vor dem Haus der Architekten die Portraits berühmter Architekten wie Palladio, Michelangelo, Le Corbusier auf Fahnen auszumachen. Im Foyer begrüßen Hiranos Skulpturen von Mönchen und Propheten, Göttern und Dämonen den Besucher. Die große Sichtbetonwand des Hauses der Architekten ist durch Werke von Thomas Lange neu künstlerisch aufgeladen worden - hier dominieren abstrahierte Portraits von Menschen. Schließlich wandert der Blick des Betrachters bis zum Himmel, wo das aus den Wolken zu blickende Antlitz Leonardo da Vincis mehr oder weniger deutlich erscheint - je nach Wetterlage und Lichteinfall. "Jeder Teil strebt danach, in seinem Ganzen zu sein", lautet ein anderer Aphorismus des Renaissance-Universalgenies. Die Ausstellung "Kunst Bauen" lässt den Besucher als künstlerische Einheit jedenfalls lange nicht los.   

Bei Youtube finden Sie ein Video, welches die Arbeit und das Schaffen von Thomas Lange und Mustuo Hirano noch einmal genauer vorstellt: hier geht's zum Video.

Zu der Ausstellung im Haus der Architekten ist ein umfangreicher Katalog erschienen, der für 15,00 € bei der Architektenkammer NRW erhältlich ist. – Die Ausstellung läuft bis zum 18. Dezember 2014. Eintritt frei!

Teilen via