Die Kölner Innenarchitektin Birgit Hansen hat sich auf Materialberatung für Kollegen spezialisiert

Neugier für innovative Materialien

Am Anfang stand die Autobahnraststätte Frechen-Nord. Oder besser gesagt: Die Planung für selbige. Mit ihrem damaligen Büropartner entwarf Birgit Hansen Ende der 80er Jahre eine Innenarchitektur für den Rasthof an der A4. Zum Einsatz kam seinerzeit ein spezielles italienisches Furnier. Ein Material das hierzulande noch eher unbekannt war. „Das war etwas ganz Besonderes“, erinnert sich Hansen heute. Damals fing für sie die Beschäftigung mit außergewöhnlichen Materialien an. Kurz darauf hat sie sich auf Materialberatung spezialisiert. Heute ist sie eine gefragte Fachfrau, hält Vorträge und gibt Seminare zu Themen wie „Benutzeroberflächen – Materialien in der Raumgestaltung“ und ist zugleich als Fachautorin in diesem Bereich tätig.

03. August 2010von Melanie Brans

Frau Hansen, in Ihren Seminaren erklären und zeigen Sie 70 Materialien an einem Tag. Wem raucht da mehr der Kopf? Ihnen oder Ihren Seminar-Teilnehmern?
Birgit Hansen (lacht): Ich will doch nicht hoffen, dass den Teilnehmern der Kopf raucht. Es muss schon auch etwas hängen bleiben. Aber mal im Ernst: Es stimmt schon. Je nach Thema kommen viele Informationen zusammen. Aber letztlich entspricht das doch genau der Situation im beruflichen Alltag. Die Auswahl an Materialien und Produkten scheint schier unendlich. Es gibt Bereiche, da drängen immer wieder Innovationen auf den Markt. Da ist es für Planer schwer den Überblick zu behalten.

Ihr Dienstleistungsangebot ist da ein Ausweg. Beschreiben Sie es doch mal.
Meine Materialberatung ist ein Angebot für Bauherren und Hersteller, vor allem aber für Kolleginnen und Kollegen. Denn auch wenn Architekten Generalisten sind: Man kann sich nicht überall perfekt auskennen. Hinzu kommt, dass man als Selbstständiger oft keine Zeit findet, jedes Produkt-Detail gründlich zu recherchieren. In solchen Fällen springe ich ein. Ich halte Muster vor, kann zu jedem Material auch direkt Alternativen vorlegen.

Das heißt, Sie müssen über ein breites und gleichzeitig tiefes Fachwissen verfügen. Wie haben Sie sich das angeeignet?
Das ist mit der Zeit gewachsen. Ich habe eine große Neugier für innovative Materialien mitgebracht. Ich habe mich über Zeitschriften informiert, Messen besucht, an Seminaren teilgenommen. Da kennt man sich dann irgendwann gut aus. Das hat sich herumgesprochen, und es kamen immer wieder Kollegen mit speziellen Fragestellungen auf mich zu. Um die kompetent beantworten zu können, habe ich mir eine Datenbank aufgebaut - und mir schließlich auch Möglichkeiten der Honorierung bei Informationsbereitstellung überlegt. So ist daraus ein Beratungsangebot geworden.

Wie schaffen Sie es, die gebotene Neutralität zu wahren?
Das ist eigentlich ganz einfach: Ich schaue mir zu allem immer Alternativprodukte an. Und ich habe es mir angewöhnt, mich auch bei den Herstellern direkt zu informieren und beispielsweise unbequeme Fragen zu stellen, wenn ich etwas kritisch sehe.

Sie sagen, die Entwicklung war in den vergangenen 8 bis 10 Jahren rasant. Was heißt das?
Die Auswahl der Materialien und Oberflächen für bestimmte Gestaltungsaufgaben wird heute mehr denn je von technischen Vorgaben, funktionalen und wirtschaftlichen Anforderungen bestimmt. Die Industrie reagiert darauf und entwickelt immer neue Produkte. Damit wächst auch die Auswahl. Nehmen wir allein den Bereich der Materialien mit akustischen Eigenschaften. Da bieten die Hersteller heute viele funktionale und designtechnisch ansprechende Möglichkeiten.

Und ein Blick in die Zukunft: Was erwartet uns noch?
Es wird sich weiterhin viel im Bereich der Nanotechnologie tun. Das bringt eine  zunehmende Trennung von Material und Oberfläche mit sich. Mit einem bestimmten Material müssen nicht mehr zwangsläufig bestimmte Oberflächeneigenschaften verbunden sein. Das eröffnet uns Planern eine Vielzahl neuer Einsatzmöglichkeiten.

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