Regionale Projekte mit großer Kraft

"Baukultur kann eine Stadt verändern!" Thomas Vielhaber, Stadtplaner und Fachbereichsleiter Planen, Bauen, Umwelt bei der Stadt Arnsberg, zeigte sich auf der jüngsten "Kammer vor Ort"-Veranstaltung der Architektenkammer NRW in Altena überzeugt davon, dass der gezielte Einsatz für Baukultur gerade für kleine und mittelgroße Städte eine prägende Kraft entfalten kann. Wichtig sei, so Vielhaber in seiner engagierten Rede vor rund 100 Kammermitgliedern aus dem Sauerland sowie interessierten Bürgerinnen und Bürgern, dass nicht allein die Bauwerke, sondern auch der Diskussionsprozess zur Umgestaltung von Objekten und Quartieren in den Blick genommen werde. Das "Arnsberger Modell Baukultur" habe dazu geführt, "dass heute auch die Aldis, Normas und Lidls bei uns über baukulturelle Fragen sprechen."

18. November 2016von Christof Rose

Die Entwicklung der regionalen Architektur und Baukultur stand leitmotivisch im Mittelpunkt der "Kammer vor Ort"-Diskussion am 14. November in der Altenaer Burg Holtzbrinck. Dazu gehört naturgemäß auch die Freiraum- und Grünentwicklung, wie Thomas Vielhaber an Bespielen aus Arnsberg, etwa der Renaturierung der Ruhr im Stadtgebiet, belegte. Auch Marcel Adam aus Potsdam stellte ein Projekt der Landschaftsarchitektur vor.

"Vielleicht hat uns der Blick aus der Distanz bei der Entwicklung geholfen", vermutete der Landschaftsarchitekt, der mit dem "Lennepark in Finnentrop" ein zentrales Projekt der "Regionale 2013"-Strukturprogramms entwickelt und umgesetzt hatte.  Die Gemengelage aus Industrie, Verkehr und Landschaft auf engem Raum habe ihn zunächst erschreckt. "Es ist uns aber gelungen, das Potenzial dieses besonderen Ortes herauszuarbeiten und neu erlebbar zu machen", resümierte Marcel Adam.

Zwar habe sich die Bevölkerung zunächst skeptisch gezeigt. "Warum ein Park, wenn man den Wald vor der Tür hat", lautete ein viel gestellte Frage mit kritischem Blick auf die Kosten des Vorhabens. Heute werde der Park zwischen Lenne und Bahnhof in Finnentrop von allen Altersgruppen sehr gut angenommen.

"Gerade bei der Arbeit in kleinen Städten und in der Region ist es ungemein wichtig, die Bevölkerung mitzunehmen und nach Kräften einzubinden", fasste AKNW-Präsident Ernst Uhing eine Erfahrung zusammen, die bei der Entwicklung neuer städtebaulicher Projekte zunehmend eine ganz zentrale Rolle spielt. Mit der Veranstaltungsreihe "Kammer vor Ort" wolle die AKNW solche Projekte identifizieren und über die Region hinaus vorstellen.

Auch Prof. Sabine Keggenhoff wusste in ihrem Werkvortrag über entsprechende Herausforderungen zu berichten. Das Gemeindehaus "Christuskirche Neheim", das sie als Wettbewerbserfolg realisieren konnte, habe nur gegen Widerstand in der Bevölkerung und auch in der Denkmalpflege umgesetzt werden können. "Dank der Unterstützung der evangelischen Kirche hat unser Büro das Vorhaben aber mit  intensivem Einsatz zu einem guten Abschluss führen können", berichtete die Arnsberger Architektin und Innenarchitektin. - "Die Baukultur ist ein Prozess, in dem die Kommunikation das wichtigste ist", konstatierte Moderator Klaus Beck.

Die enorme Kraft zur Innovation und Veränderung, die von Architektur ausgehen kann, zeigte das Altenaer Projekt "Erlebnisaufzug Burg Altena". Architekt Klaus Hollenbeck (Köln) stellte den Teilnehmern der Kammer vor Ort-Veranstaltung das Projekt in zwei Führungen vor. "Das neue Tor zur Burg hat Leben und Frequenz in unsere Fußgängerzone gebracht", freute sich auch Bürgermeister Dr. Andreas Hollstein in seinem Grußwort.

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