Serie „Revisited“: Kölns „Rheinpark“ feiert 60. Geburtstag

Lage und Aussicht könnten besser nicht sein. Der Rhein zieht direkt vor der Nase vorbei, am anderen Ufer liegen unverstellt Dom und St. Kunibert, im Vordergrund gliedern Gruppen alten Baumbestandes die Wiesenflächen. Im Süden des Parks schließen die sanierten Messehallen aus den 1920er Jahren an, deren Räume sich heute Privatsender mit einem Versicherungsunternehmen teilen. Davor, direkt am Rande des Parks in den „Staatenhallen“, spielt die Kölner Oper nun schon im fünften „provisorischen“ Jahr, während am nördlichen Ende eine andere Kölner Sehenswürdigkeit, die berühmte Kölner Seilbahn, als erste in Europa sowohl den Park als auch den Fluss überspannt. Seit 60 Jahren ermöglicht sie den Besuchern die bequeme Erschließung auch von Flora und Botanischem Garten auf der anderen Rheinseite.

27. Juni 2017

Man übertreibt nicht, wenn man sagt: Der Rheinpark Köln ist einer der zentralsten, der prominentesten und erstaunlicher Weise auch einer der ruhigsten Orte der Stadt. Selbst an einem freundlichen Frühsommertag in der Mittagszeit wirkt er fast verlassen. Im April 1957, vor 60 Jahren, herrschte großer Andrang. Damals, bei der Eröffnung der ersten Bundesgartenschau in NRW (und der vierten in Deutschland), kam auch Konrad Adenauer, dem zu Ehren zusätzlich ein Rosengarten angelegt worden war. Und nach ihm im Lauf der Monate nicht weniger als 4,3 Millionen Besucherinnen und Besucher.

Die Kölner Buga von 1957 hatte einen riesigen, mit heutigen Verhältnissen nicht mehr vergleichbaren Erfolg (die letzten Bundesgartenschauen in Hamburg und der Havelregion registrierten jeweils knapp über 1 Mio. Besucher). Er spiegelt wider, welche Bedeutung nach Kriegs- und ersten Nachkriegsjahren mit viel Kriegsschutt gepflegtes Stadtgrün und die Farbenpracht von Azaleen und Kakteen oder auch einfach nur von Tulpen und Narzissen für die Deutschen besaßen. Die Zeiten, in denen man in fernen Ländern jede Form exotischer Fauna erleben konnte, lagen noch in einiger Ferne.

480 000 m2 groß ist der Rheinpark heute. In seinen Grundzügen ähnelt er einer niederrheinischen Auenlandschaft, die durch kleinere Separatgärten an Abwechslung gewinnt. Sein Ursprung liegt in den 1910er Jahren, als der Gartenarchitekt Fritz Encke nach der Schleifung des Kölner Festungsrings hier auf den entstandenen Brachflächen einen ersten Kaiser-Wilhelm Park anlegte, den er nach dem ersten Weltkrieg weiter ausbaute.

Das heutige Gesicht prägen am stärksten immer noch die 1950er Jahre, doch gehört zu den Attraktionen auch ein Mittelmeergarten aus dem Jahr 1971, als der Rheinpark erneut Austragungsort einer Bundesgartenschau war. Damals wie heute erhebt sich im Zentrum eine Anhöhe, die von einem leichten, von einem nierenförnigen Flachdach gekrönten Café besetzt wird.

Das Rheinparkcafe, das bis in die 1970er Jahre ein beliebtes Ausflugsziel der Kölner war, hatte der Grazer Architekt Rambald von Steinbüchel-Rheinwall, einem Poelzig-Schüler, im leichten und zurückhaltenden Stil der Nachkriegsmoderne errichtet. Es war ein zweites, jedoch ungleich eleganteres Café Kranzler am Rhein. Jede pompöse architektonische Geste sollte vermieden und zugleich die harmonische Annäherung der Formgebung an die landschaftlichen Gegebenheiten der Umgebung betont werden. Nach Jahrzehnten des Vergessens wird der denkmalgeschützte Bau seit dem vergangenen Jahr nun mit bereits erfolgter Entkernung und derzeitiger Betonerneuerung saniert. Nach dem Abschluss der Arbeiten soll er in leicht veränderter Form – die kühne Rampe, die sich in einer langen Schleife auf die Terrasse hochschraubt, soll allerdings zurückgebaut werden – für eine zukünftige Nutzung erneut als Café wieder bereit sein.

Das Cafe ist nur eines der zeittypischen Relikte der 1950er Jahre. Hierzu gehören auch die zahlreichen Zierbrunnen, unter anderem der zentrale Siemensbrunnen mit seinen Fontänen. Hierzu gehört auch eine Serie von im Park verteilter, meist figürlicher Arbeiten moderner Kunst – Merkmal einer Epoche, die Kunst im öffentlichen Raum zunächst noch als Dekor begriff. Und schließlich gehört auch der Bodenbelag dazu. Parkleiter Harald Schuster-Pieper möchte sobald wie möglich die Flächen mit Grauwacke-Naturstein erneuern. Das Jubiläum wird das ganze Jahr über gefeiert mit Festen, Führungen, Picknicken und Lesungen, die der Förderverein des Parks organisiert. 

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