Verführung in Mailand - ARGE „Deutscher Pavillon“ präsentierte Entwürfe für die Expo Milano 2015

„Verführung ist das Stichwort, unter dem die Konzeption eines Expo-Pavillons steht.“ Peter Redlin, Kreativdirektor bei Milla & Partner in Stuttgart, stellte anschaulich dar, wie es im kommenden Jahr auf der Expo Milano 2015 gelingen soll, Menschen zum Besuch des Deutschen Pavillons zu bringen - in Konkurrenz zum bunten Angebot von 143 anderen Nationen, die auf der Weltausstellung vertre-ten sein werden. Milla & Partner sind Teil der „Arbeitsgemeinschaft Deutscher Pavillon“, gemeinsam mit Schmidhuber (Architektur) und Nüssli (Ausführung und Projektmanagement). In einem Werkvortrag stellte das erfolgreiche Trio am 24. September im Haus der Architekten den Deutschen Pavillon für Mailand 2015 vor.

25. September 2014von Christof Rose

Dass die ARGE Schmidhuber, Milla & Partner, Nüssli ein „starkes Team“ sei, belegte der Vizepräsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen, Dr. Christian Schramm, in seiner Einführung mit dem Hinweis auf die Expo 2010 in Shanghai. „Damals hat dieselbe ARGE den Deutschen Pavillon ‚balancity‘ realisiert, der mit mehr als neun Millionen Besuchern ein unvergessliches Highlight war.“ Damit habe sich das Team Schmidhuber, Milla & Partner sowie Nüssli selbst eine hohe Messlatte gelegt.

Im gestalterischen und konzeptionell-didaktischen Anspruch wolle man diese durchaus überspringen, erklärte Architekt Lennart Wiechell, Managing Partner bei Schmidhuber in München. Das sei nicht einfach angesichts der unglücklichen Grundstücksformate, die alle Aussteller einheitlich von der Expo-Gesellschaft zugedacht bekommen hätten. Diese seien etwa 5.000 m2 groß, schmal und extrem tief. „Wir planen auf einem Handtuchgrundstück und müssen entsprechend die Besucher in unseren Pavillon locken“, so Wiechell. Dazu entwickelten die Architekten einen organisch wirkenden Pavillon, der durch Aufständerung zwei Bereiche erhält: einen Ausstellungsbereich im Erdgeschoss und einen frei zugänglichen Dachgartenbereich darüber. Letzterer biete hohe Aufenthaltsqualitäten durch eine warme Holzgestaltung, Verschattungen durch baumartig sich auffächernde „Ideenkeimlinge“, Picknickbereiche und eine schöne Aussicht über das Expo-Gelände. „Wir möchten unseren Besuchern ein Gefühl von Leichtigkeit, Fröhlichkeit und Lebensfreude vermitteln - und damit das strenge Deutschlandbild im Ausland etwas korrigieren helfen“, erläuterte Lennart Wiechell.

Die Ausstellung selbst konzentriert ihre  2.680 m2 Fläche auf sechs optisch getrennte, aber offen ineinanderfließende Räume zur Expo-Thematik „Feeding the Planet.“ Unter dem Motto „Fields of Ideas“ stellt der Deutsche Pavillon die Leistungen der Landwirtschaft, die aktive Umweltpolitik, das Bewusstsein für Natur und das Engagement der Zivilgesellschaft in Deutschland in den Mittelpunkt. Wasser, Boden, Klima, Artenvielfalt sind die konkreten Themen, die in Exponaten und in multimedialer Präsentation dargestellt werden. Ergänzend gibt es viele interaktive Ausstellungselemente, die den Besucher zur Befassung mit einzelnen Themen verleiten sollen. „Die Erfahrung aus Schanghai hat uns gezeigt, dass interaktive Elemente die Menschen faszinieren, in Kommunikation bringen und damit auch offen für eine thematische Ansprache machen“, erläuterte Peter Redlin das Ausgangspunkt. Analog zu dem Erfolg des Deutschen Pavillons auf der Expo 2010 wird auch in Mailand ein Showelement die Ausstellung abschließen, bei dem die Besucher in Gruppen durch gemeinsames Klatschen, Singen, Stampfen oder sonstige Aktivität akustisch Einfluss auf eine Videopräsentation nehmen können.

Nach Angaben von August Keller, Mitglied der Geschäftsführung der Schweizer Unternehmensgruppe Nüssli, rechnet die Expo Milano 2015 mit etwa 20 Millionen Besuchern. Der Deutsche Pavillon, für den Nüssli die Projektsteuerung und die Realisierung übernimmt, werde auf bis zu 16 000 Besuchern am Tag ausgelegt. „Wir haben noch acht Monate Zeit - das ist ein strammes Programm“, fasste Keller den Bauzeitenplan zusammen. Zumal das Arbeiten in Italien anders funktioniere als in Deutschland oder der Schweiz. Das gelte für Absprachen, die oftmals anders ausgelegt würden als gedacht, aber auch für das italienische Baurecht: Da dieses keine Norm für temporäre Bauwerke kenne, müsse der Deutsche Pavillon nach der „Theaternorm“ gebaut werden.


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