Vertreterversammlung beschließt u. a. Neupositionierung der Akademie

Vertreterversammlung: Zukunftssicherung durch Wandel

Zuversicht und Aufbruchstimmung – mit diesen Schlagworten lässt sich die Atmosphäre der 48. Vertreterversammlung charakterisieren, die am 25. September in Königswinter stattfand. Neben aktuellen berufs-politischen Themen stand die institutionelle Weiterentwicklung der Architektenkammer im Mittelpunkt des Plenums.

13. Oktober 2004von Jörg Wessels

Zuversicht und Aufbruchstimmung – mit diesen Schlagworten lässt sich die Atmosphäre der 48. Vertreterversammlung (VVS) charakterisieren, die am 25. September in Königswinter stattfand. Neben aktuellen berufspolitischen Themen stand die institutionelle Weiterentwicklung der Architektenkammer im Mittelpunkt des Plenums.In seinem Jahresbericht über die Aktivitäten der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen fokussierte Präsident Hartmut Miksch die fortdauernde Krise, in der sich die Bauwirtschaft seit nunmehr zehn Jahren befindet. Ein durchgreifender Konjunkturaufschwung in der Bauwirtschaft, der zugleich die wirtschaftlichen Perspektiven der Architekten verbessern würde, zeichne sich derzeit nicht ab. Dessen ungeachtet gebe es jedoch eine Vielzahl von positiven Entwicklungen für den Berufsstand in NRW, zog Hartmut Miksch eine verhalten positive Bilanz des zurückliegenden Jahres. In seiner engagierten Rede, die an vielen Stellen von spontanem Applaus der Delegierten unterbrochen wurde, ging der AKNW-Präsident zunächst auf berufspolitische Kernthemen ein. 

HOAI: „Jetzt zügig novellieren!“ 

Zu den vorrangigen berufspolitischen Zielen der Architektenkammer gehört die Novellierung der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI). Hartmut Miksch hob in diesem Zusammenhang noch einmal die erfolgreiche Lobbyarbeit der Baukammern hervor, die dazu geführt habe, dass der Bundeswirtschaftsminister von seinem Plan zur ersatzlosen Streichung der Honorarordnung abgerückt sei. Zum aktuellen Sachstand führte der Präsident aus, dass es in Kürze einen Novellierungsvorschlag der BAK geben werde, der die Vorgaben des Bundesrates erfülle, die HOAI schlanker und lesbarer zu machen. Auch die von der Länderkammer geforderte Entkopplung von Architektenhonorar und Baupreisen werde damit erreicht. „Die Architektenkammern haben ihre Hausaufgaben gemacht, jetzt ist die Politik am Zuge“, rief Miksch.  

Europa im Blickpunkt 

Kritisch kommentierte Hartmut Miksch Entwicklungen im Bereich der Europapolitik. Gesetzliche Regelungen auf europäischer Ebene würden auf die Berufsausübung von Architekten zunehmend auswirken. Der AKNW-Präsident illustrierte dies am Beispiel der sogenannten Dienstleistungsrichtlinie. Bestandteil dieser Rechtsverordnung soll das „Herkunftslandprinzip“ sein. Nach den Vorstellungen der EU-Kommission sollen zukünftig Architekten in einem anderen Mitgliedstaat der Europäischen Union zu den Berufsbedingungen ihres Heimatlandes tätig werden dürfen. Auf diese Weise könnten bewährte Regelungen, die in Deutschland der Qualitätssicherung und dem Schutz des Verbrauchers dienen, umgangen werden. „Damit setzt Europa die Qualität der Architektenleistung aufs Spiel“, warnte Miksch. Im Interesse des Berufsstandes habe die AKNW ihre Kritik am Richtlinienentwurf gegenüber den zuständigen politischen Stellen zum Ausdruck gebracht. Das NRW-Städtebauministerium habe eine Bundesratsinitiative gestartet, mit dem Ergebnis, dass sich die Länderkammer einstimmig für eine Änderung der Dienst-leistungsrichtlinie ausgesprochen hat. 

VVS gegen „Schmalspurstudium“ 

Ein weiteres Thema auf der berufspolitischen Agenda ist die künftige Architektenausbildung. Präsident Miksch berichtete in diesem Zusammenhang von einem tiefgreifenden Dissens mit dem Ministerium für Wissenschaft und Forschung, das die Einführung von sechssemestrigen Bachelor-Studiengängen im Fach Architektur fördert. Miksch kritisierte vehement, dass sich das Wissenschaftsministerium damit über die gesetzliche Regelung im neuen Baukammerngesetz hinweg setze, in dem eine achtsemestrige Regelstudienzeit ausdrücklich fest geschrieben ist. „Ein solches Schmalspurstudium reicht nicht aus, um die komplexen Fähigkeiten, die mit der Ausübung des Architektenberufes verbunden sind, vermitteln zu können“, erklärte Miksch unter dem Applaus der Delegierten. Die Kammer habe eine besondere Verantwortung gegenüber dem Berufsnachwuchs. Man könne nicht zulassen, dass Studenten einen Bachelor-Abschluss machen, für den es kein Berufsbild gebe.  

Aktive Öffentlichkeitsarbeit für die Architekten in NRW 

Anschließend ging Präsident Miksch auf die aktive Öffentlichkeitsarbeit der Kammer für ihre Mitglieder ein. Dazu gehörten nicht nur die intensive Pressearbeit und ein informatives Internetangebot, das von immer mehr Interessenten genutzt werde. Die Kammer präge überdies mit einer Vielzahl weiterer Maßnahmen das positive Image des Architektenberufes in der öffentlichen Wahrnehmung. Bestes Beispiel hierfür sei die Nutzung des neuen Kammergebäudes für Veranstaltungen und Ausstellungen. Das „Haus der Architekten“ sei mittlerweile eine erste Adresse, wenn es um Architektur und Kultur gehe, so Miksch. Als großen Erfolg wertete der Präsident, dass es gelungen sei, neue Publikumskreise für Baukultur und die Arbeit von Architekten zu interessieren. Als weitere Positivbeispiele führte Miksch den „Tag der Architektur“ und das Engagement der AKNW in der Landesinitiative „StadtBauKultur NRW“ an. Mit ihrem publikumswirksamen Projekt „1.000 Baulücken“ habe die AKNW hierzu ganz zweifellos ein Highlight beigesteuert. Eine Erfolgsstory seien auch die diversen Aktivitäten der Kammer im Rahmen der Initiative „Architektur macht Schule!“.  

Die Kammer im institutionellen Wandel 

Ein Kernpunkt in der Rede des AKNW-Präsidenten war die Frage nach der Zukunft der Kammer. In einem gesellschaftlichen Umfeld, das sich dynamisch entwickle, müsse auch die AKNW ihre Wandlungsfähigkeit unter Beweis stellen. Präsident Miksch hob hervor, dass die Kammer ihr Leistungsangebot in den zurückliegenden Jahren kontinuierlich ausgebaut habe. Sie präsentiere sich heute als ein moderner Dienstleister, sowohl für ihre Mitglieder als auch für die Gesellschaft insgesamt. Mit Genugtuung berichtete der Präsident, dass sich die Bundesregierung vor kurzem ausdrücklich zum Fortbestand des Kammersystems bekannt habe. Neupositionierung der Akademie 

Das Plenum befasste sich in diesem Zusammenhang ausführlich mit dem Vorschlag des Vorstands, die Akademie in eine gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung umzuwandeln. Dabei wird der Gesellschaftszweck der Akademie unverändert die Fort- und Weiterbildung, insbesondere von Mitgliedern der AKNW, die Weiterbildung der Hochschulabsolventen sowie wissenschaftliche Arbeit, Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet des Planens und Bauens sein. Zum Abschluss einer lebhaft geführten Diskussion, in deren Verlauf  Pro- und Contra-Argumente ausführlich erörtert wurden, stimmte das Architektenparlament der Gründung einer gemeinnützigen Akademie GmbH zum Jahresbeginn 2005 einstimmig zu. Dem Wunsch der VVS entsprechend werden Vorkehrungen getroffen, die sicherstellen, dass die kleineren Fachrichtungen im Fachbeirat der neuen Akademie repräsentiert sind. Sorgen wegen einer möglichen Verselbständigung der neuen Akademie konnte der Präsident entkräften: „Der Gesellschaftsvertrag stellt sicher, dass Sie jederzeit Herr des Verfahrens bleiben“, versicherte Hartmut Miksch den Delegierten. 

Berufspolitische Anträge der VVS 

Im Anschluss an die Rede des Präsidenten verabschiedete das Architektenparlament eine Reihe von Anträgen zur Berufspolitik. Adressat war u. a. die Bundesregierung, an die sich die Forderung der VVS richtete, die Tafelwerte im Zuge der HOAI-Novellierung zu erhöhen sowie ein Sonderprogramm „Förderung der Baukonjunktur“ aufzulegen. An die Architektenkammer NW und die Bundesarchitektenkammer erging der Appell, sich im Rahmen des Engagements für mehr Wettbewerbe insbesondere um die Teilnahmemöglichkeit für junge Architektinnen und Architekten einzusetzen. 

Haushalt einstimmig verabschiedet 

Die Delegierten der Vertreterversammlung nahmen den Jahresabschluss 2003 der AKNW zur Kenntnis und entlasteten den Vorstand einstimmig. Ein Nachtrag zum Haushalt 2004 sowie der Etat der Kammer für das Jahr 2005 wurden ebenfalls ohne Gegenstimmen gebilligt. Laut Beschluss der VVS werden die Kammerbeiträge für das kommende Jahr - analog zur Entwicklung der Lebenshaltungskosten – moderat um 1,2 % erhöht. Die neuen Beitragssätze belaufen sich 2005 auf € 245,00 für Freiberufler, € 164,00 für Angestellte und Beamte sowie € 94 für Rentner und andere nicht Berufstätige. Als Nachfolger von Prof. Herbert Pfeiffer, der sein Vorstandsmandat niedergelegt hatte, wählte die VVS mit großer Mehrheit den Kölner Architekten Heinrich Pfeffer in den Vorstand der AKNW. Hartmut Miksch würdigte bei dieser Gelegenheit das langjährige ehrenamtliche Engagement von Prof. Pfeiffer in den Kammergremien. 

Versorgungswerk: Renditeanstieg 

Das Versorgungswerk der AKNW kann auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr zurück blicken. Das Geschäftsergebnis wurde verbessert und ein solides Renditewachstum erreicht. So lag die Nettorendite im abgelaufenen Geschäftsjahr bei 4,0 % und damit auf einem deutlich höheren Niveau als 2003. Der Vermögensbestand des Versorgungswerks stieg um 11 % auf rund € 3,3 Mrd. Verwaltungs- und Aufsichtsausschuss wurden von den Mitgliedern der Vertreterversammlung einstimmig entlastet. Positiv entwickelte sich auch der Mitgliederbestand, mit einem Anstieg um 2,4 %. Ende 2003 verzeichnete das Versorgungswerk 37.996 Mitglieder. Die Steigerungsrate bei den Renten wird im kommenden Jahr 1,0 % betragen.

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