Projekt „1.000 Baulücken in NRW“ der Landesinitiative StadtBauKultur NRW

Wettbewerb "Pro Stadt - contra Lücke": 438 Ideen und Konzepte

Welche Ideen haben Sie für Ihre Stadt? Wie könnten Baulücken in der City genutzt werden, was wünschen Sie sich anstelle einer Brachfläche oder einer notdürftigen Bebauung? - Diese Fragen galt es im Rahmen des Ideenwettbewerbs „pro Stadt - contra Lücke: 1001 Idee für unsere Stadt“ zu beantworten, dessen Ergebnisse am 30.04.04 in Düsseldorf vorgestellt wurden. Die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen hatte Ende vergangenen Jahres im Rahmen der Initiative StadtBauKultur NRW alle Interessierten zur Teilnahme eingeladen, insgesamt 438 Beiträge wurden von Laien und Fachleuten, Schülern und Studenten, Künstlern und Kreativen eingereicht. „Die Beiträge zeigen: Es gibt eine Vielzahl überzeugender Möglichkeiten, Baulücken temporär oder dauerhaft sinnvoll zu nutzen“, erklärten NRW-Städtebauminister Dr. Michael Vesper und der Präsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen, Hartmut Miksch, bei der Preisverleihung in Düsseldorf.

30. April 2004von Christof Rose ros

Die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen hatte im Rahmen der Aktion "1000 Baulücken in NRW" dazu aufgerufen, Vorschläge zur Nutzung von fünf ausgewählten Baulücken in Aachen, Köln, Duisburg, Essen und Dortmund zu entwickeln. Mit 438 Beiträgen war die Resonanz größer, als die Veranstalter erwartet hatten. "Die große Beteiligung zeigt, dass viele Bürgerinnen und Bürger ein kritisches Auge auf ihre gebaute Umwelt haben - und dass ein großes städtebauliches Potenzial in den zahlreichen Baulücken im Land schlummert, das es zu nutzen gilt", erklärte Kammerpräsident Miksch. Nach dem Urteil der Jurys in den fünf Wettbewerbsstädten zeichneten sich viele der eingereichten Entwürfe durch Originalität und Kreativität aus. "Baulücken sind gravierende städtebauliche Mängel in unseren Städten", erklärte NRW-Bauminister Michael Vesper. "Nur wenn wir auch in solchen städtebaulichen Detailfragen zu Verbesserungen kommen, wird es gelingen, unsere Städte insgesamt attraktiver und zukunftsfähig zu gestalten."

So vielfältig wie der berufliche Hintergrund der Wettbewerbsteilnehmer (Architektinnen und Architekten, Künstler, Designer, Softwareentwickler, Geografen, Studenten, Schüler, Hausfrauen) waren auch die eingereichten Entwürfe in ihren Ideen und Konzeptionen: Während in Aachen ein Schüler mit dem Vorschlag einer temporären Bebauung der Baulücke am Karlsgraben gewann, entschied sich die Jury in Köln zur Vergabe des 1. Preises an einen Informatiker, der eine Lichtinstallation vorgeschlagen hatte. In Duisburg wurde die Installation einer "Kunstlücke" angeregt, in der wechselnde Kunstprojekte realisiert werden sollten. In Essen und Dortmund zeichnete die Jury modulare Bebauungskonzepte aus, mit denen auf einfache und kostengünstige Weise ein Kindergarten oder eine Büro-/Wohnbebauung realisiert werden könnte. Der 1. Preis war jeweils mit 1.001 € dotiert.

Der Ideenwettbewerb "pro Stadt - contra Lücke" ist Teil der Initiative "1000 Baulücken in NRW", mit der die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen ein Leitprojekt zur Landesinitiative StadtBauKultur NRW beiträgt. Ziel der Aktion ist es, Baulücken zu einem öffentlichen Thema zu machen, auf das städtebauliche Potenzial der Baulücken in NRW hinzuweisen und damit mittelfristig die Schließung oder temporäre Nutzung von Baulücken zu initiieren.

Die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen will das Thema weiter verfolgen und wird in den kommenden Wochen und Monaten öffentliche Diskussionsveranstaltungen in Aachen, Köln, Duisburg, Essen und Dortmund zum Themenkomplex "Baulücken/Städtebau" durchführen.

Ideenwettbewerb "pro Stadt - contra Lücke: 1001 Idee für unsere Stadt" - 1.Preise

Aachen, Karlsgraben 12 - 14:
"Frei-Raum"; Jonas Jasper (Schüler), Aachen

Urteil der Jury: "Städtebaulich beispielhafter Ansatz für eine Baulücke durch ein temporäres Gerüst mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten, die sich im rückwärtigen Bereich durch eine gut strukturierte Grünfläche ergänzt. Die temporäre Bebauung provoziert Überlegungen zur weiteren Nutzung und erreicht hohe Aufmerksamkeit."

Dortmund, Kampstraße 40:
"Stapelhaus"; Marko Heinsdorff + Kollegen (Architekten), Düsseldorf

Urteil der Jury: "Die Arbeit zeigt einen beispielhaften Ideenansatz für eine Bebauung mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten. Das Stapelhaus aus vorgefertigten Container-elementen bietet eine kostengünstige Zwischenlösung zur Nutzung der Baulücke an. Die Fassade fügt sich mit eigenständiger Note ruhig in die Flucht des Straßenraums ein."

Duisburg, Kasinostraße 8:
"Kunstlücke"; Heino Treyer (Architekt), Düsseldorf
Urteil der Jury: "Die Arbeit besticht durch die Möglichkeit für junge und auch arrivierte Künstler, sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Die vorgeschlagene Wechselpräsentation bricht die Monotonie des Straßenraums auf und verspricht eine vielseitige und nachhaltige Aufwertung des Umfeldes sowie einen hohen Aufmerksamkeitswert in der Bevölkerung, die eine weitergehende Beschäftigung mit dem Thema Baulücken auf breiter Basis erwarten lässt."

Essen, Am frommen Joseph 25:
"Kindergarten"; Walter Gebhardt (Architekt), Hamburg
Urteil der Jury: "Die Arbeit ist nicht als Architekturentwurf, sondern als skulpturales Gedankenmodell einer Bebauung mit den Aufenthaltsqualitäten einer Freifläche zu verstehen. Die modularen Elemente mit schlichten, aber ungewöhnlichen Geometrien versprechen attraktive Innenräume mit deutlichem Bezug zu dem begrünten Hof mit dem vorhandenen Solitärbaum."

Köln, Wallrafplatz 6 - 8:
"Auflösung in Köln"; Roger Kalden (Informatiker), Aachen

Urteil der Jury: "Die Arbeit löst mit einer temporären Lichtinstallation das Problem der unansehnlichen Lücke. Eine Umsetzung könnte kurzfristig mit überschaubarem Aufwand erfolgen. Dieser Ansatz kann symbolisch für eine temporäre Lösung vieler städtebaulich defizitärer Teilbereiche gelten. Insofern hat die Arbeit einen beispielhaften Aussagewert, zumal mit der Realisierung einer baulichen Lückenschließung dieses mediale Thema nicht verloren gehen muss, sondern sich dann entsprechend der architektonischen Lösung variieren lässt. Das Thema passt darüber hinaus zur Medienstadt Köln und zum Westdeutschen Rundfunk, dem wichtigsten Medienträger Kölns."


Aachen, Baulücke Karlsgraben 12 – 14
1. Preis "Frei-Raum"
Jonas Jasper (Schüler), Aachen

2. Preis "Wohnen im grünen Zimmer"
Sönke Stiebe (Architekt), Kiel

3. Preis "Torbebauung mit 14 Wohnungen"
Volker Szaramowicz (Architekt), Neuss

4. Preis "1A Sportlücke"
Heike Schütz (Architektin), Aachen

Dortmund, Baulücke Kampstraße 40

1. Preis "Stapelhaus"
Marko Heinsdorff + Kollegen (Architekten), Düsseldorf

2. Preis "Die Bürger Bühne"
Kirstin Jotzo (Studentin), Dortmund

3. Preis "Dortmunds Herz"
Marc Jonas (Bauingenieur), Vörstetten

4. Preis "Die größte SpielerEi"
Friederike Hechler (Schülerin), Krefeld

Duisburg, Baulücke Kasinostraße 8

1. Preis "Kunstlücke"
Heino Treyer (Architekt), Düsseldorf

2. Preis "Durchblick"
Matthias Schroeder (Architekt), Köln

3. Preis "Atelier-Galerie"
Ilona Zekeli (Architektin), Köln

4. Preis "Ort der Konzentration"
Nicole Lippert (Achitektin), Wuppertal

Essen, Baulücke Am frommen Joseph 25

1. Preis "Kindergarten ‚Am frommen Joseph’"
Walter Gebhard (Architekt), Hamburg

2. Preis "Das Baumhaus"
Michael Nolte (Architekt), Köln

3. Preis "Kommunikationshaus"
Julia Stotz (Produkt-Designerin, Wuppertal) + Marc Pfisterer (Architekt, Coesfeld)

4. Preis "Fragezeichen Baulücke"
Roger Kalden (Informatiker), Aachen

Köln, Baulücke Wallrafplatz 6 - 8

1. Preis "Auflösung in Köln"
Roger Kalden (Informatiker), Aachen

2. Preis "Grünes Kaufhaus in Köln"
Markus Gehrs (Ingenieur), Kiel

3. Preis "Baulücken-Drücker"
Prof. E. Adrian Adrianowytsch (Architekt), Karlsruhe

4. Preis "1000 Rosen – 1 Rosengarten"
Margit + Wolfram Schön (Architekten), Köln

Hinweis an die Redaktionen:
Weitere Infos zum Projekt "1000 Baulücken in NRW" sowie die Auslobung des Wettbewerbs "pro Stadt - contra Lücke" finden Sie unter www.1000-bauluecken.de

Fotos der ausgezeichneten Arbeiten finden Sie hier unter www.aknw.de, Rubrik "Presse / Downloads / Veranstaltungen".

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