Journalistensymposion: Architektur und Medien
Kaum etwas prägt und beeinflusst Menschen so wie die Gebäude, in denen wir leben, und der öffentliche Raum, der uns umgibt. Überhaupt: Architektur ist immer eine öffentliche Sache. Bauen bedeutet für alle Beteiligten Handeln in gesellschaftlicher Verantwortung. Und doch wird insgesamt eher wenig über die Themenfelder Architektur und Stadtplanung berichtet. Warum ist das so? Dieser Frage spürte ein Fach- und Forschungssymposion nach, das am 3. Mai im Haus der Architekten stattfand.
Angesprochen waren Journalistinnen und Journalisten, Medien- und Kommunikationswissenschaftler, Architekten und Stadtplaner sowie Fachleute aus der Architektur-PR. Initiatoren waren neben der Abteilung „Medien und Kommunikation“ der Architektenkammer NRW die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Ziel war ein offener Austausch über Wünsche und Erwartungen auf beiden Seiten – und darüber, was man machen kann, wenn diese auf die Realität treffen.
„Mehr Stadt, weniger Objekt“, lautete einer dieser Wünsche. AKNW-Vorstandsmitglied Jochen König formulierte ihn in seinem Eröffnungsstatement. Neue, spektakuläre Bauwerke schafften es ohne Probleme „in die Medien“. Doch eine isolierte Betrachtung greife oft zu kurz. König nannte stellvertretend für seinen Berufsstand Ansatzpunkte für eine kritische Auseinandersetzung, die sich die Architektenschaft durchaus wünsche: Wie sind die Auswirkungen eines Werkes auf die Infrastruktur? Wie passt ein Gebäude in den öffentlichen Raum? Werden Planer und Auftraggeber ihrer Verantwortung gerecht? „Journalisten könnten da ruhig häufiger intensiver nachfragen“, ermutigte Jochen König, der seit mehr als 30 Jahren ein Büro in Aachen betreibt. Auch der Beitrag von Gerhard Wittfeld vom Büro kadawittfeld Architektur (Aachen) deutete in diese Richtung.
„Sind wir doch mal ehrlich: Wir sind keine Helden! Unser Beruf bedeutet doch erstmal, zu scheitern“, formulierte er etwas provozierend. Und belegte dies mit der öffentlichen Diskussion über Projekte wie Stuttgart 21, die Elbphilharmonie oder den Flughafen Berlin. Aus seiner Praxis konnte Wittfeld Projekte anführen, bei denen die öffentliche Meinung – trotz eigentlich vorbildlich umgesetzter Planungsanforderungen – aufgrund einzelner Kritikpunkte plötzlich kippte, ohne dass noch das Gesamtkonzept selbst noch thematisiert wurde. Situationen, die den Planer frustrierten, aus denen er aber auch gelernt hat. „Wir Architekten müssen dranbleiben, unser Werk erklären.“ Bei Kadawittfeld sitzen daher schon von Beginn jeder Planung an die hauseigenen PR-Fachleute mit am Tisch, um die Projekte zu begleiten. Von den Medien wünschte sich Gerhard Wittfeld mehr Mut, Entwürfen „wirklich“ auf den Zahn zu fühlen.
Natürlich saßen bei dem Austausch, durch den Prof. Andreas Schümchen und Patrycja Muc vom Institut für Medienentwicklung und -analyse der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg führten, auch Medienvertreter mit am Tisch. Muc und Schümchen befragten stellvertretend Dr. Jörg Biesler, Journalist und Moderator u. a. beim WDR.
Der sorgte zunächst für Ernüchterung: „Was Architekten kommunizieren wollen, interessiert uns erstmal nicht“, sagte er. „Wir sind keine Fürsprecher des Projektes. Wir wollen eine eigene Haltung entwickeln.“ Dazu gehöre auch, auf Problematiken hinzuweisen oder dass im „Architekturkosmos“ positiv Bewertetes in der Öffentlichkeit ganz anders wahrgenommen wird. Architektinnen und Architekten empfahl er, genau zu überlegen, wie sie kommunizieren. „Es reicht nicht, eine Projektbeschreibung an alle zu schicken.“ – Eine Erfahrung, von der auch AKNW-Pressesprecher Christof Rose berichtete. „Wenn Geschichten erzählt werden, Menschen zu Wort kommen, ist das Medieninteresse schnell da.“ Was aber, wenn es auf eine andere Ebene geht, etwa Berufspolitik oder Themen, die die Zukunft der Gesellschaft bestimmen, vermittelt werden sollen?
Ans Eingemachte ging da die Antwort von Uwe-Jens Ruhnau, Leiter der Lokalredaktion der Rheinischen Post in Düsseldorf. Er machte deutlich, dass Journalisten vor Ort nach der Lebenswirklichkeit ihrer Leser auswählen. „Wo finde ich einen Parkplatz? Kriege ich den Kita-Platz? Wie sieht es mit Mieten und Baukosten aus?“ nannte er nur einige Auswahlkriterien für Stadtplanungs-Themen. Und dann sind da noch die „kleinen großen“ Stories, die Architekturthemen spannend machen. Ein Beispiel: Cradle-to-cradle-Bauwerke. Ruhnau: „Ein Versprechen! Ob es gehalten werden kann, hinterfragen wir.“ Letztlich sei doch jeder Neubau, jede Planung ein Risiko, formulierte es Gerhard Wittefeld erneut provokant.
Keine Frage: Das Journalisten-Symposion lebte vom ehrlichen Austausch zwischen PR-Fachleuten und Journalisten aus dem Architekturbereich. Eine Wiederholung ist bereits angekündigt.
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