Architekten fordern mehr Wohnungsbau
Der Mangel an bezahlbaren Wohnungen entwickelt sich zu einem gravierenden sozialen Problem. Davor warnte die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen heute (24.01.13) auf ihrem Neujahrsempfang in Düsseldorf. Vor rund 300 Gästen aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Kultur forderte der Präsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen, Hartmut Miksch, deutlich größere Anstrengungen, um den Neubau und die Sanierung von Wohnungen in Nordrhein-Westfalen voranzubringen. „Wenn es uns nicht gelingt, Menschen aus den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Schichten und Gruppen in angemessener Form auf dem Wohnungsmarkt zu berücksichtigen, drohen uns erhebliche soziale Schieflagen und Spannungen“, warnte Miksch.
Allein zwischen den Jahren 2000 und 2010 hat sich die Baufertigstellungsquote in NRW für Wohnungen im Wohn- und Nichtwohngebäudebereich nahezu halbiert und lag bei nur noch rund 33.000 fertiggestellten Wohnungen. Dabei liegt der eigentliche Bedarf in einer Größenordnung von mindestens 60.000 Wohnungen pro Jahr. Insbesondere auf den Wohnungsmärkten der wirtschaftlichen Wachstumsregionen der Rheinschiene und in den Universitätsstädten des Landes hat dies bereits zu erheblichen Wohnungsengpässen geführt. „Noch haben wir hier keine Verhältnisse wie in München oder Hamburg“, erklärte der Präsident der Architektenkammer NRW. Die Entwicklungen der Miet- und Eigentumspreise in Köln und Düsseldorf, sowie auch in Bonn und Münster gäben aber Anlass zur Sorge.
Angesichts sozial-strukturellen Wandels kommt nach Überzeugung der Architektenkammer NRW gerade dem sozialen Wohnungsbau in der Wohnungspolitik eine besondere Rolle zu. Auch hier zeigen sich dramatische Entwicklungen: Allein in der Zeit von 2001 bis 2011 hat sich die Anzahl der preisgebundenen Wohnungen in NRW von rund 1,14 Millionen Wohnungen auf nur noch etwa 650.000 Wohnungen nahezu halbiert. „Das Land muss dieses wichtige Instrument der Sozialpolitik wieder gezielt entwickeln, Städte und Gemeinden den geförderten Wohnungsbau als Handlungsoption zurück gewinnen“, appellierte Präsident Miksch.
Eine Herausforderung für Politik, Kommunen, Wohnungswirtschaft und Architekten sei auch der demografische Wandel, hob Hartmut Miksch hervor. Lediglich zwei bis drei Prozent der etwa 8,5 Millionen Wohnungen in Nordrhein-Westfalen wiesen einen barrierefreien oder barrierearmen Standard auf. „Dies ist angesichts einer Gesellschaft, bei der künftig mehr als 30 % über 60 Jahre und 15 % über 80 Jahre alt sein wird, deutlich zu wenig“, unterstrich der Kammerpräsident. „Wenn wir die - zu Recht geforderte und auch zur Entlastung der sozialen Systeme dringend benötigte - Stärkung des selbstbestimmten Wohnens für ältere, behinderte und pflegebedürftige Menschen wirklich wollen, dann bedarf es der demografiefesten Umrüstung von etwa 2,5 bis 3 Millionen Wohnungen in Nordrhein-Westfalen.“
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