Architektenkongress: 200 Architekten und Stadtplaner diskutieren in Westerland über den „Mythos Baukunst“
„Mythos Baukunst? - Zwischen kultureller Verpflichtung und Markt“. Unter diesem Motto diskutieren ab Mittwoch (22.06.11) Abend mehr als 200 Architektinnen und Architekten aus Nordrhein-Westfalen auf Sylt über die Frage, wie es gelingen kann, auch in Zeiten anonymer Investorengruppen, großflächiger energetischer Sanierungen und auf Renditeerwartungen kalkulierter Bauwerke dem Anspruch gerecht zu werden, Architektur und Stadtplanung als „Baukunst“ zu verstehen und im Arbeitsalltag immer wieder Baukunst zu schaffen. Unter den Referenten sind prominente Gäste wie der Autor und Moderator Roger Willemsen, die norwegische Architektin Jenny B. Osuldsen vom Büro Snöhetta und der ehemalige Benediktinermönch und heutige Unternehmensberater Anselm Bilgri.
Architekten stecken als kreative Dienstleister in einem Zielkonflikt: Sie unterliegen den Zwängen des Marktes, wollen zugleich aber über dessen reine Anforderungen hinaus gehen. Ihre Bauherren und Auftraggeber allerdings treten verstärkt als anonyme Gruppe auf den Markt. Büro- und Verwaltungsgebäude werden heute vielfach von Investoren errichtet, die eine Laufzeit von 20 bis 30 Jahren bis zur Abschreibung kalkulieren. Gleichzeitig werden Neubauten immer seltener, die Investitionen in die Entwicklung des Gebäudebestands übertreffen den Neubaubereich schon seit Jahren. Im Bestand wiederum liegt der Fokus auf der eher technisch ausgerichteten energetischen Sanierung von Gebäuden - mit teilweise verheerenden Folgen für den Erhalt von Denkmälern und die Pflege eines gewachsenen Stadtbildes.
Diese Entwicklungen führen zu der Kernfrage: Sind baukulturelle Zeugnisse heute überhaupt noch baubar? Oder ist Baukunst in der globalen Marktwirtschaft mit ihrem kurzfristigen Gewinnstreben nur noch ein unerreichbarer Mythos?
Die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen ist der Meinung, dass diese Fragen nicht allein aus dem Blickwinkel der Architekten, Innenarchitekten, Landschaftsarchitekten und Stadtplaner beantwortet werden können und sollten. Der Internationale Architekturkongress auf Sylt will den Horizont weiten und Erkenntnisse und Überlegungen aus thematisch verwandten Disziplinen gewinnen - von der Ökonomie über Soziologie, Kunst, Psychologie bis hin zu Ethik und Literatur.
Außerdem werden sich vier Fach-Exkursionen mit Westerland, dem Küstenschutz, der Ortsgestaltung (am Beispiel von Kampen) und der Inselhistorie (Denkmalschutz in Keitum) befassen.
Wir laden Sie herzlich dazu ein, an dem Architektenkongress teilzunehmen und über die Veranstaltung zu berichten. Selbstverständlich besteht auch die Möglichkeit, Interviews - etwa zu den Eindrücken der NRW-Architekten von der Insel Sylt - zu führen und an den Exkursionen teilzunehmen, die am Samstagvormittag über die Insel führen (vgl. Programm im Anhang).
Für Rückfragen erreichen Sie den Pressesprecher der Architektenkammer NRW, Christof Rose, unter Tel: 0151 - 25 32 41 95.
Teilen via