Das NRW-Architektenparlament tagte am 12. Oktober in Düsseldorf. – Foto: Ingo Lammert/Architektenkammer NRW

Architektenschaft fordert bessere Rahmenbedingungen für das „Bauen für Morgen“

Die politischen Rahmenbedingungen für das Bauen in Deutschland müssen jetzt schnell und konsequent auf CO2-Neutralität hin umgestaltet werden. Diese Forderung zog sich als roter Faden durch die Diskussionen des NRW-Architektenparlaments, das am 12. Oktober in Düsseldorf zu seiner Jahrestagung zusammengetreten war. „Es ist ein großer berufspolitischer Erfolg der Architektenkammern, dass die Bundesregierung jetzt den ‚Gebäudetyp-E‘ auf den Weg gebracht hat“, betonte AKNW-Präsident Ernst Uhing vor den Delegierten der 72. Vertreterversammlung der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen (AKNW).

14. Oktober 2024

Ergänzend müsse jetzt dringend eine ‚Oldtimerregelung‘ für die Sanierung und Weiterentwicklung des Gebäudebestandes eingeführt werden, die ermöglichen solle, Bestandsentwicklungen mit den baurechtlichen Auflagen der Entstehungszeit zu realisieren.

„Nur wenn sich Investitionen in alte Gebäude lohnen, werden Eigentümer und Investoren die notwendigen Maßnahmen ergreifen, um Sanierungen vorzunehmen und damit den CO2-Ausstoß alter Bauten zu reduzieren“, unterstrich der Präsident der größten deutschen Architektenkammer. Unter dem Titel „Bauen für Morgen“ beschloss die Vertreterversammlung (VVS) der Architektenkammer NRW ein Positionspapier, in welchem die Kammer 15 konkrete Vorschläge pointiert darstellt, die dazu beitragen sollen, dass in Deutschland nachhaltiger und klimagerecht geplant und gebaut werden kann. „Ein Umdenken ist dringend erforderlich, und wir wollen zeigen, wie es geht“, unterstrich Kammerpräsident Ernst Uhing.

Zu den Forderungen der AKNW gehört u.a. eine grundsätzliche Fokussierung auf den Gebäudebestand, die Einführung des Gebäudetyp-E für ein einfaches und experimentelles Bauen, die Oldtimerregelung sowie ein Gebäudepass als Datenbank aller Rohstoffe, die in Gebäuden verbaut werden. „Gebäudepass und Ökobilanz müssen als bautechnische Nachweise in der BauO NRW verankert werden“, forderte das nordrhein-westfälische Architektenparlament in seiner Jahrestagung in Düsseldorf.

Eine Stärkung der blau-grünen Infrastruktur in unseren Städten und Gemeinden wünschte sich der nordrhein-westfälische Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, Internationales sowie Medien, Nathanael Liminski, den AKNW-Präsident Ernst Uhing als Gastredner auf der Vertreterversammlung begrüßen konnte. Liminski, der auch Chef der NRW-Staatskanzlei ist, lenkte in seiner Ansprache den Blick der Delegierten auf die europäische Dimension des Planungs- und Bausektors. „In Fragen des nachhaltigen Umbaus unserer gebauten Umwelt benötigen wir auf europäischer Ebene mehr Forschung und Entwicklung“, sagte Liminski unter dem Applaus des NRW-Architektenparlaments.

Kritisch wertete Europaminister Liminski die „ausufernden Vergabevorschriften“, die allen Beteiligten Sorge machten. Er warb für eine Dynamisierung der Vergabeschwellen, damit nicht immer mehr Projekte europaweit ausgeschrieben werden müssen. Grundsätzlich müsse immer wieder dafür geworben werden, den Binnenmarkt in der EU zu stärken. „Wir in Deutschland und noch mehr wir in NRW profitieren von dem grenzüberschreitenden Austausch und Handel“, unterstrich der nordrhein-westfälische Europaminister. Davon würde auch der Planungs- und Bausektor profitieren. Er rief die NRW-Architektenschaft dazu auf, die großen Projekte der Transformation kooperativ anzupacken - etwa die Entwicklung des Rheinischen Reviers. „Wir wollen Zukunftsräume schaffen. Lassen Sie uns das gemeinsam voranbringen“, appellierte Minister Liminski unter dem Applaus der Delegierten.

Die Worte des Ministers machten Mut, knüpfte AKNW-Präsident Ernst Uhing an die Rede von Nathanael Liminski an. Uhing zeigte sich erfreut, dass auch der NRW-Europaminister betont habe, dass Planungsleistung gewürdigt und angemessen bezahlt werden müsse. Dazu brauche es eine Weiterentwicklung der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI). Der aktuelle Novellierungsentwurf sehe erfreulicherweise eine überfällige Aufwertung der Flächenplanung vor. „Es darf aber im Gegenzug keine Absenkung der Objektplanung geben, da dürfen wir uns nicht auseinanderdividieren lassen“, rief Uhing.

Die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen vertritt die Interessen der rund 32.500 Architektinnen und Architekten, Innenarchitekten, Landschaftsarchitektinnen sowie Stadtplanerinnen und Stadtplaner in NRW. Ihre Vertreterversammlung umfasst 201 Delegierte, die in der Regel einmal im Jahr grundlegende berufspolitische Themen diskutieren, Positionen beschließen und den Kammervorstand entlasten. Die VVS tagte am 12.10.2024 in Düsseldorf.

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