Besonders begabte Nachwuchs-Architekten mit Förderpreis ausgezeichnet
Motivieren, inspirieren und gute Architekturkonzepte öffentlich präsentieren – das sind die Ziele des „Förderpreises“ der Stiftung Deutscher Architekten, der heute (9. April 2013, 18.00 Uhr) im Düsseldorfer Malkasten zum 14. Mal an angehende Architektinnen und Architekten verliehen wurde. „Sie haben in Ihrem Studium bewiesen, dass Sie Ihre große Kreativität und konstruktivem Know-how und einen starken Bewusstsein für die Herausforderungen unserer Zeit verbinden können“, lobte Hartmut Miksch, Präsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen und Vorsitzender der Stiftung Deutscher Architekten, die Teilnehmer an dem diesjährigen Auswahlverfahren. Die drei Preise und eine Anerkennung gingen an Absolventinnen und Absolventen der „münster school of architecture“ (msa) und der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) in Aachen.
Insgesamt 60 Arbeiten waren von Absolventen der Fachrichtungen Architektur, Innenarchitektur, Landschaftsarchitektur und Stadtplanung aus 13 nordrhein-westfälischen Hochschulen vorgelegt worden. Alle Bewerberinnen und Bewerber wurden von ihren Professoren als „besonders begabt“ eingeschätzt; der Vorschlag zur Teilnahme an dem Auszeichnungsverfahren erfolgte durch die jeweiligen Hochschullehrer.
Die Jury unter Leitung des Düsseldorfer Architekten Christoph Ingenhoven lobte die ausgezeichneten Arbeiten von Julia Schenke (msa Münster, „Totenkult[ur]“), Andreas Klozoris (RWTH Aachen, „Re:think Mutrah, Muscat, Oman“) und Carla Gertz/Dominik Nüssen (msa Münster, „Schalker Verein Gelsenkirchen“) sowie die Anerkennung von Pentti Marttunen (RWTH Aachen, „Sulkavankoski – Konfirmandencamp“) als Beispiele für gesellschaftlich relevante Fragestellungen, die mit großer Analysetiefe, Fachkompetenz und Einfühlungsvermögen zu originellen Lösungsansätzen geführt würden.
In die Bewertung der Jury flossen u. a. ein: der Schwierigkeitsgrad der Aufgabenstellung, die Intensität und Durchdringung des Themas, die Experimentierfreudigkeit und Innovationskraft der Lösung, die bautechnologische Präzision und die Qualität der Präsentation des Entwurfsprozesses. An diesen Kriterien soll das „Talent“ des Bewerbers bzw. der Bewerberin ablesbar sein.
Mit Blick auf eine ganze Reihe weiterer eingereichter Arbeiten rief die Jury nach eingehender Erörterung die Hochschulen dazu auf, den Studierenden „in Zukunft mehr Improvisation, Neugierde, Abstand von überkommenen Typologien, ja durchaus mehr Risikofreude, Entdeckungslust und Beweglichkeit“ zu ermöglichen. Der Juryvorsitzende Christoph Ingenhoven führte dazu aus: „Es erscheint uns wichtig, an die Hochschulen, Professoren und Studenten zu appellieren, sich verstärkt um eine vertiefende inhaltliche Auseinandersetzung mit den brennenden gesellschaftspolitischen, ökonomischen und demografischen Themen zu bemühen, und diese Beschäftigung als unabdingbare Grundlage einer jeden Entwurfsarbeit begreifbar zu machen.“
Der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Deutscher Architekten, Hartmut Miksch, betonte im Rahmen der Preisverleihung in Düsseldorf die Bedeutung einer umfassenden, profunden Hochschulausbildung für Architektinnen und Architekten, deren Berufsbild immer komplexer und anspruchsvoller werde. Neben der Qualität des kreativen Entwurfs und der Perfektion in der technischen Umsetzung müssten Architekten heute zunehmend Aufgaben der Projektsteuerung leisten sowie Kommunikationsprozesse moderieren. „Unser Land braucht gute Architektinnen und Architekten“, unterstrich Hartmut Miksch. „Darum treten die Stiftung Deutscher Architekten und die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen so energisch für Qualität als Leitbild der Architekturausbildung und des Architektenberufes ein.“ Miksch ermutigte die jungen Architekten, Innenarchitekten, Landschaftsarchitekten und Stadtplaner zugleich, sich mit Zuversicht auf den Arbeitsmarkt zu begeben: „Für kreative Ideen und für Qualität beim Planen und Bauen wird es immer eine Nachfrage geben.“
Ausstellung im „Haus der Architekten“:
Von der Qualität der mit dem „Förderpreis 2012" ausgezeichneten Arbeiten kann man sich vom 10. April bis zum 17. Mai 2013 in einer Ausstellung im „Haus der Architekten“ im Düsseldorfer Medienhafen überzeugen:
Förderpreis 2012 der Stiftung Deutscher Architekten
10.04. – 17.05.2013
Haus der Architekten (Zollhof 1, 40221 Düsseldorf)
Mo. - Do., 09.00 - 17.00 Uhr, Fr. 09.00 - 13.00 Uhr.
Eintritt frei.
Darüber hinaus ist eine Dokumentation erschienen, die kostenlos bei der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen bestellt werden kann (Zollhof 1, 40221 Düsseldorf, Fax: 0211 – 49 67 99 oder E-Mail: poststelle@aknw.de). Alle ausgezeichneten Arbeiten können auch auf der Internetseite der Stiftung besucht werden.
Hinweis an die Redaktionen:
Fotos der Arbeiten der Preisträger sowie Portraitbilder können wir Ihnen gerne per E-Mail zusenden. Anruf genügt unter (02 11) 49 67 34/35.
Sie finden die Fotos auch im Internet zum Download.
Förderpreis 2012 der Stiftung Deutscher Architekten
Jury: Teilnehmer und Beurteilungen
Der Jury für den Förderpreis 2012 gehörten neben dem Vorsitzenden Christoph Ingenhoven (Architekt, Düsseldorf) an: Dr. h.c. Kristin Feireiss (Architektin und Autorin, Berlin), Dominik Hof (Innenarchitekt, Neuss), Simon Kettel (Förderpreisgewinner 2010, Aachen), Hans-Ulrich Ruf (Architekt, Stiftung Deut-scher Architekten, Aachen), Prof. Rainer Sachse (Landschaftsarchitekt, Kamen), Philipp Schneider (Förderpreisgewinner 2010, Aachen), Leonore Wolters-Krebs (Architektin/Stadtplanerin, Coesfeld)
Die Jury vergab drei gleichrangige Förderpreise, die mit je 4.500 Euro dotiert sind:
Julia Schenke (msa Münster): „Totenkult[ur]“
Jurybegründung:
„Julia Schenke präsentiert sich mit ihrer Masterthesis für den Förderpreis 2012. Unter dem Titel „To-tenkult[ur]“ setzt sie sich mit einem weitgehend noch von Tabus bestimmten Thema auseinander und beweist dabei ein hohes Maß an Einfühlungsgabe. Mit einer ausführlichen Analyse der unterschiedlichen Rituale im Umgang mit Tod und Trauer in verschiedenen Gesellschaften und Kulturen schafft Julia Schenke eine tragfähige Grundlage für ihren Entwurf einer Friedhofsanlage im südschwedischen Schonen.
Durch den Verzicht auf eine Einfriedung und die freie Anordnung der Gräber sowie durch die klare Architektur der Friedhofsbauten - Kolumbarium, Kapelle und Krematorium - gelingt es ihr, die weitläufige Friedhofsanlage vorbildlich in die offene Landschaft einzufügen. Offenheit und Weitläufigkeit sind Konzept: Die Trauernden sollen beim Gehen Zeit zum Nachdenken und Trauern finden. Zugleich soll der Friedhof auch zum Spaziergang einladen und ein Ort der Erholung sein.
Die Arbeit von Julia Schenke zeichnet sich durch große Sensibilität für eine schwierige Aufgabe und eine bemerkenswerte Gestaltungskraft aus. Der Entwurf besticht nicht zuletzt durch seine eindrucksvolle Darstellung.“
Andreas Klozoris (RWTH Aachen): „Re:think Mutrah, Muscat, Oman“
Jurybegründung:
„Andreas Klozoris zeigt überzeugend die Fähigkeit, mit sorgfältiger und tiefgehender Analyse authen-tisch, umfangreich und zielgerichtet auf Gegebenheiten eines Ortes eines anderen Kontinents einzu-gehen, ohne sich der Gefahr auszusetzen, mit Megastrukturen eine neue Entwicklung einleiten zu wol-len. Alle Belange (städtebaulich, architektonisch, infrastrukturell, sozialstrukturell, touristisch und öko-logisch) werden nachvollziehbar mit Lösungsansätzen für einen „social, economic and demographic change” vorbereitet.
Auf Grund der Größenordnung, Komplexität und Langfristigkeit der Aufgabenstellung werden keine umfangreichen detaillierten Gestaltungsvorschläge gemacht. Dennoch sind die aus der Analyse er-wachsenen Planungsschritte für die künftige Gestaltung eine gute Basis für eine behutsame und nach-haltige Entwicklung des Ortes.
Modell und Pläne zeigen sensible Darstellungsfähigkeiten. Andreas Klozoris beweist mit dieser Arbeit seine Fähigkeit zur Lösung komplexer städtebaulicher Aufgabenstellungen.“
Carla Gertz, Dominik Nüssen (msa Münster): „Schalker Verein Gelsenkirchen“
Jurybegründung:
Carla Gertz und Dominik Nüssen beschäftigen sich mit der Entwicklung des aufgegebenen Industrie-standortes „Schalker Verein“ in Gelsenkirchen, Stadtteil Bulmke-Hüllen. Dabei stellen sie ihre Arbeit in einen großräumlichen städtebaulichen und sozial ökonomischen Kontext. Aufbauend auf diesem Fun-dament wird ein innovativer Städtebau entwickelt. Als zentrales architektonisches Gestaltungselement mündet die Masterarbeit in einen konkreten Entwurf: Einen neuen Hochschulstandort, der auf den ehemaligen Erzbunker aufgesetzt wird.
Die Jury würdigt die intensive Auseinandersetzung mit dem Ort und die grafische Qualität der Arbeit. Die Verfasser verlieren trotz aller Realitätsnähe die architektonische Vision nicht aus den Augen. Carla Gertz und Dominik Nüssen gelingt es auf vorbildliche Art und Weise, den Bogen von der Historie über den Städtebau bis hin zum detaillierten Architekturentwurf zu schlagen.
Die Jury sprach darüber hinaus eine Anerkennung aus, die mit 2.500 Euro dotiert ist.
Pentti Marttunen (RWTH Aachen): „Sulkavankoski – Konfirmandencamp“
Jurybegründung:
Die selbstgewählte Arbeit von Pentti Marttunen überzeugt durch ihre Einfachheit im besten Sinne. Seine eigenen Erfahrungen während eines Aufenthaltes in seiner Jugend in einem Konfirmandencamp in Finnland brachten ihn zur Aufgabe. Ausgehend von Gesprächen mit Vertretern einer Gemeinde im Süden Finnlands begab sich Pentti Marttunen auf die Suche nach einem Ort: Am Rand einer kaum berührten Seenlandschaft entwirft er eine sich entlang der Topographie verlaufende aufgeständerte Holzstruktur.
Der Entwurf überzeugt durch seine Zurücknahme gegenüber der Natur, bindet diese in die Innenräume ein und minimiert aufgrund der gewählten Konstruktion glaubhaft alle Eingriffe auf das Notwendigste. Innerhalb der geschwungenen linearen Form werden die unterschiedlichen Funktionen in leichter Vari-anz sinnfällig untergebracht. Dabei wechseln sich Außen- und Innenraum beinahe übergangslos ab.
Nicht zuletzt die baukonstruktive Einfachheit des Holzbaus - sicherlich auch in der vom Entwurfsverfasser vor dem Studium erlernten Tischlerausbildung begründet - und die niemals aufdringliche Darstellung findet die Jury anerkennenswert.“
Über die Stiftung Deutscher Architekten
Die Stiftung Deutscher Architekten will die Baukultur in Nordrhein-Westfalen voran bringen. Sie setzt sich dafür ein, dass Architektur und Städtebau öffentliche Themen werden, über die man in Nordrhein-Westfalen spricht. Gestiftet 1985 von der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen, hat sie vor allem folgende Aufgaben:
• Förderung der Architektur, der Baukultur und des Bauwesens
• Angebote zur Berufsfortbildung, z.B. Entwurfsseminare und Förderpreise
• Wissenschaftliche Veranstaltungen und Förderung von Promotionsvorhaben
• Durchführung von Forschungsvorhaben auf den Gebieten Raum- und Städteplanung, Bau- und Landschaftsplanung
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