Architektenkammer zündet „Phase 2“ im Aktionsprogramm „Architektur macht Schule!“
Kinder und Jugendliche leben und lernen Tag für Tag in einer von Menschen gestalteten Umwelt, also in Architektur - und nehmen diese kaum wahr. Denn die Themen Wohnen, Architektur und Städtebau spielen im Unterricht in der Regel keine Rolle. Um diesen Zustand zu ändern, hat die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen heute (06.11.06) die „Phase 2“ ihres Aktionsprogramms „Architektur macht Schule!“ gezündet. „Wir wünschen uns, dass Schülerinnen und Schüler ein starkes Gespür für ihre gestaltete Umwelt entwickeln und erkennen, dass man diese aktiv beeinflussen und verbessern kann“, erklärte Hartmut Miksch, der Präsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen, im Rahmen einer Pressekonferenz in Düsseldorf. Dazu hat die Architektenkammer NRW, gemeinsam mit verschiedenen Partnern, neue Angebote und Lehrmaterialien entwickelt, die es den Schulen in Nordrhein-Westfalen in den kommenden Wochen und Monaten auf einfache Weise ermöglichen, spannende Architektur-Projekte zu realisieren. „Architektur muss fester Bestandteil des Schulunterrichts werden“, forderte der Präsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen.
„Aus verschiedenen Projekten an Schulen wissen wir: Kinder und Jugendliche haben großes Interesse an Fragen der Architektur und der Entwicklung ihrer Stadt, wenn diese Themen spannend und lebensnah vermittelt werden“, betonte der Kammerpräsident Miksch. Die Initiative „Architektur macht Schule!“ ziele deshalb darauf ab, entsprechende Angebote an Schulen zu etablieren. Vorbilder seien Länder wie Frankreich und Finnland, in denen dies schon seit Jahren mit großem Erfolg praktiziert werde.
Auch das Land Nordrhein-Westfalen unterstützt das Engagement der Architektenkammer, Architektur-Themen stärker in den Unterricht zu tragen. Günter Winands, Staatssekretär im NRW-Ministerium für Schule und Weiterbildung, erklärte auf der Pressekonferenz der Architektenkammer, die Auseinandersetzung mit der gebauten Umwelt schule vielfältige Fähigkeiten von Kindern und Jugendlichen. „Architektur ist ein interdisziplinäres Themenfeld, und das vernetzte Denken wird in der modernen Wissensgesellschaft immer wichtiger“, so Winands. Die Schulministerin des Landes fungiere deshalb gerne als Schirmherrin über die Veranstaltungsreihe „KidS - Kammer in der Schule“.
„Kinder können viel dazu beitragen, unsere gebaute Umwelt attraktiver und lebenswerter zu machen“, betonte der Präsident der Architektenkammer, Hartmut Miksch. Ziel des Aktionsprogramms „Architektur macht Schule!“ sei es, Kindern und Jugendlichen ein Gespür für die Qualität ihrer gebauten Umwelt zu vermitteln und damit langfristig das öffentliche Bewusstsein für Baukultur zu schärfen. Die Architektenkammer hatte das Programm im Herbst 2002 gestartet. „Wir sind in den vergangenen Jahren auf diesem Wege ein gutes Stück vorangekommen“, freute sich Miksch. „Heute zünden wir mit vielen neuen Bausteinen die Phase 2 des Aktionsprogramms.“
Zu den neuen Materialien, die Schulen zur Vermittlung von Architekturthemen im Unterricht nutzen können, gehören u. a. ein neues Schulbuch zum Thema „Gebaute Geschichte - Denkmalschutz“, eine Wanderausstellung für Schulen, in der beispielhafte Planungs- und Bauprojekte an Schulen in Nordrhein-Westfalen dargestellt werden und ein umfassender neuer Internet-Auftritt unter www.architektur-macht-schule.de, der das Aktionsprogramm mit sämtlichen Bausteinen und vielen Materialien zum Download anbietet. Darüber hinaus vermittelt die Architektenkammer NRW auf Anfrage allen interessierten Schulen Architektinnen und Architekten, Innenarchitekten, Landschaftsarchitekten und Stadtplaner, die dazu bereit sind, ehrenamtlich als Gast an Unterrichtsreihen teilzunehmen oder Projektreihen an Schulen durchzuführen. Baustein 1: Wanderausstellung „KidS - Kammer in der Schule“
„Wir haben ein Problem an unserer Schule - wir lösen es!“ - Unter diesem Leitspruch führt die die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen unter der Schirmherrschaft der Schulministerin des Landes seit über zehn Jahren die erfolgreiche Projektreihe „KidS - Kammer in der Schule“ durch. An insgesamt zwölf nordrhein-westfälischen Schulen aller Stufen und Schulformen wurden mittlerweile konkrete Planungs- und Bauprojekte realisiert. Das besondere an der KidS-Reihe: Die Schülerinnen und Schüler entwickeln selbst - unter Anleitung und Begleitung eines Architekten - ein Bauprojekt, das von der Problemanalyse über Entwurfsideen bis hin zur Suche von Sponsoren und zur Mitarbeit in der Bauphase von den Kindern und Jugendlichen realisiert wird.
Die interessantesten KidS-Projekte hat die Architektenkammer NRW jetzt in einer Wanderausstellung zusammengefasst, die Kammerpräsident Hartmut Miksch in der Pressekonferenz am Düsseldorfer Görres-Gymnasium präsentierte. „Die Ausstellung soll im Sinne einer best practice-Darstellung Schulen zum Nachdenken und Nachmachen anregen“, erläuterte der Präsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen.
Auf 16 großen Tafeln können Schüler, Lehrer, Eltern und alle Interessierten nachvollziehen, wie z. B. an einer Realschule in Halver ein öder Innenhof sich in einen Spiel- und Erholungsbereich gewandelt hat; wie an einer Gesamtschule in Duisburg-Marxloh Kindern und Jugendlichen die Umgestaltung ihres asphaltierten Schulhofs in einen Bereich gelungen ist, der Bäumen und Pflanzen Raum bietet und hohe Aufenthaltsqualität hat; oder wie an einer Grundschule im niederrheinischen Goch Schüler und Architekten gemeinsam ein Freiluft-Klassenzimmer entwarfen und bauten.
Schulhof-Neugestaltungen, der Umbau des Schulfoyers, ein Farbleitsystem für Flure und Klassenzimmer und die Nutzung brachliegender Hofflächen sind Themen, zu denen Kindern und Jugendlichen quer durchs Land NRW vielfältige und realisierbare Lösungen eingefallen sind.
Die neue Ausstellung wird in den kommenden Monaten an Schulen überall in NRW gezeigt werden. Interessierte Schulleiter und Lehrer können sich bei der Architektenkammer melden, um die Ausstellung zu bestellen.Baustein 2: Schulbücher
Neu: „Gebaute Geschichte - Thema Denkmalschutz“
Ein zentrales Element von „Architektur macht Schule!“ ist die Entwicklung von Lehrmaterial. Ein neues Schulbuch, das der Hamburger Fachautor Prof. Dr. Gert Kähler im Auftrag der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen, der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz entwickelt hat, wurde auf der Pressekonferenz in Düsseldorf erstmals in NRW präsentiert.
„Gebaute Geschichte - Ein Geschichtsbuch über Bauten und Denkmalschutz“ rückt die Auseinandersetzung mit der historischen Bausubstanz, dem gewachsenen Umfeld und mit geschichtlich bedeutsamen Grünanlagen in den Mittelpunkt. Schülerinnen und Schülern (vornehmlich der Sekundarstufe II) soll einerseits Grundlagenwissen zum Thema Denkmalschutz vermittelt werden; zum anderen zielt das Lehrbuch auch darauf ab, Geschichte buchstäblich hautnah erlebbar zu machen. Das Buch setzt an der Lebenswirklichkeit und den Alltagserfahrungen der Jugendlichen an und bietet von daher spannenden Stoff für Projekte und Diskussionen. „Wir wollen die Schulbildung im Bereich Architektur vorantreiben, auch, um den qualifizierten, mündigen Bürger - und Bauherrn - von morgen als kritischen Partner zu haben“, erklärte Peter Bitsch, Vizepräsident der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen, das Konzept der Publikation.
Auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hält die Vermittlung von Architektur- und Denkmalschutzfragen im Unterricht für eine wichtige Maßnahme: „Die Notwendigkeit des Erhalts und der Bewahrung unseres baukulturellen Erbes und deren Sinnhaftigkeit wird nur dann dauerhaft im Bewusstsein von breiten Kreisen der Bevölkerung präsent sein, wenn die Bewusstseinsbildung bereits bei der Jugend und den Schülern ansetzt“, erläuterte Gerhard Eichhorn, der Geschäftsführer der Stiftung.
Das Buch „Gebaute Geschichte“ bietet eine Vielzahl konkreter Projektbeispiele, historische und neue Fotografien von Gebäuden und Ensembles sowie zahlreiche historische Quelltexte. Es ist im Klett-Verlag erschienen und kostet 18,80 € (ISBN: 3-12-920001-0).
Das Schulbuch „Gebaute Geschichte“ ist bereits die dritte Publikation, die die Architektenkammer NRW in Kooperation mit der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen entwickelt hat. Verfügbar sind außerdem das Schulbuch „Wie gewohnt?“, das die Schüler die Alltagserfahrung „Wohnen“ ganz neu erleben und hinterfragen lässt (erschienen im Klett-Verlag). Außerdem die Arbeitsmappe „Alles nur Fassade?“, mit deren Hilfe Lehrerinnen und Lehrer eine spannende Projektwoche zum Thema „Mein Wohnviertel/Mein Stadtteil“ durchführen können. Die Architektenkammer bietet die Arbeitsmappe unter www.architektur-macht-schule.de kostenlos zum Download an.Baustein 3: Neue Web-Präsenz
unter www.architektur-macht-schule.de
Die vielfältigen Angebote und Arbeitsbausteine, welche die Architektenkammer NRW im Rahmen ihres Aktionsprogramms „Architektur macht Schule!“ entwickelt hat und Interessierten anbietet, können ab sofort über eine zentrale Web-Domain abgerufen werden. Unter www.architektur-macht-schule.de findet der User ein Online-Portal, über das er sich umfangreich über das Aktionsprogramm informieren kann.
Das Portal bietet aktuelle Meldungen zum Thema, eine Bilddatenbank bereits abgeschlossener Schulprojekte, Publikationen zum Download und Bestellen sowie weiterführende Informationen und Links. Das neue Portal ist interaktiv angelegt: Unter dem Menüpunkt „Aktiv werden“ werden Hinweise und Tipps dazu gegeben, wie interessierte Architekten, Eltern und andere Interessierte Projekte an Schulen initiieren und durchführen können. Erfolgreich abgeschlossene Projekte wiederum können in die Projektdatenbank eingestellt werden, um anderen als Beispiel zu dienen.
Auch wer einen Architekten oder eine Architektin als Partner für ein Schulprojekt sucht, wird hier fündig: Im Menüpunkt „Aktiv werden“ findet sich eine „Schulberater“-Liste, in der Mitglieder der Architektenkammer NRW verzeichnet sind, die gerne ehrenamtlich an Schulprojekten mitwirken oder für Gespräche im Unterricht zur Verfügung stehen.
Über eine integrierte Volltextsuche kann man schnell den gesamten Datenbestand durchsuchen und über die „Weiterempfehlen-Funktion“ kann man einen „Tipp“ versenden. Der gesamte Auftritt ist natürlich barrierefrei gestaltet. Baustein 4: Kooperation mit dem NRW-Ministerium für Schule und Weiterbildung
Das Land Nordrhein-Westfalen unterstützt die Bemühungen der Architektenkammer NRW, Architektur, Wohnen und Stadtentwicklung als Themen in den Schulen zu platzieren. „Die Auseinandersetzung mit der gebauten Umwelt schult vielfältige Fähigkeiten von Kindern und Jugendlichen“, erläuterte Günter Winands, Staatssekretär im Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen. Die Verbesserung der Qualität der Schulbildung in Nordrhein-Westfalen, die Erhöhung der gesellschaftlichen Wertschätzung von Schule an sich und somit die Bildungs- und Zukunftschancen unserer Kinder seien erklärtes Ziel der Landesregierung in Nordrhein-Westfalen.
Dieses wichtige Ziel könne nur erreicht werden, wenn Schule nicht isoliert betrachtet werde: Denn längst sei es wissenschaftlich erwiesen, dass für die schulische Leistung nicht nur interessierte, aufmerksame Kinder und ein hervorragender Unterricht bei motivierten Fachkräften maßgeblich sind, sondern ebenso ein qualitativ hochwertiger, den heutigen Ansprüchen an Unterricht entsprechender Schul-Raum. Dieser Einfluss des umgebenden Gebäudes auf die Schülerinnen und Schüler wird nach Einschätzung des NRW-Schulministeriums umso größer und nachhaltiger, je mehr die Verweildauer der Kinder in der Schule sich verlängert.
Aus diesem Grund hat das Ministerium für Schule und Weiterbildung Nordrhein-Westfalen jetzt - obwohl nach wie vor die Kommunen für Bau und Unterhaltung von Schulgebäuden zuständig sind und bleiben sollen - das Thema "Schulbau" thematisch aufgegriffen:
Gemeinsam mit der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen plant und organisiert das Ministerium für Schule und Weiterbildung für den kommenden März einen Kongress zum Thema "Architektur und Schule". Ziel ist es, den Schulraum als wichtigen Einflussfaktor in den Mittelpunkt zu rücken, aktuelle Tendenzen bei Planung , Bau und Finanzierung zu diskutieren und natürlich Anregungen in Form von guten Beispielen zu zeigen, die Mut machen sollen. Die Veranstaltung richtet sich an Städte und Gemeinden als Schulträger, an Vertreter der Schulverwaltung, an Architektinnen und Architekten und alle Interessierten, die mit dem Thema Schulbau befasst sind.
In den drei Themenblöcken „Schulbauplanung/Schularchitektur“, „Neue Aufgaben und Herausforderungen“ und „Neue Formen der Finanzierung“ sollen wesentliche und aktuelle Aspekte des Schulbaus beleuchtet und diskutiert werden. Ebenso wird eine die Tagung begleitende Ausstellung neue Sichtweisen und Perspektiven einer „pädagogischen“ Architektur zeigen und dabei auch Städten, Gemeinden und Schulen die Möglichkeit geben, ihre großen und kleinen Baumaßnahmen und Projekte darzustellen - als Plattform von gelungenen Lösungen, als Forum für Anregungen und Meinungsaustausch.
NRW-Schulministerin Barbara Sommer ist überzeugt, dass die Veranstaltung spannend, anregend und interessant wird und einen weiteren Beitrag zu mehr Qualität von Schule liefern wird.
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