Viele Fakten sprechen dafür, dass die Talsohle in der Planungswirtschaft hinter uns liegt

Kommentar: Aufschwung - auch bei Architekten?

Schlägt der vorsichtige Optimismus, der sich in der Wirtschaft und der Politik mit Blick auf das Wirtschaftswachstum breit macht, auch auf die Architektinnen und Architekten im Lande durch? Die aktuelle Umfrage des ifo-Instituts unter den Mitgliedern der AKNW zeigt, dass die Architekten und Stadtplaner mit einer gewissen Skepsis auf die schönen Zahlen blicken. - Ein Kommentar von Vizepräsident Dr. Christian Schramm

16. November 2006von Dr. Christian Schramm

Liebe Kollegin,
lieber Kollege,

in meinungslastigen Texten ist Faktenhuberei ja eigentlich verboten - dennoch möchte ich Ihnen gleich zu Beginn einige Daten und Zahlen zumuten:

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den drei ersten Quartalen 2006 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum so deutlich gewachsen, dass die Bundesstatistiker von den „höchsten Zuwachsraten seit sechs Jahren“ schwärmen dürfen.

Auch die EU-Kommission zeigt sich in ihrer Einschätzung der wirtschaftlichen Lage Deutschlands grundsätzlich optimistisch: In ihrer Herbst-Wirtschaftsprognose sagt die Europäische Union zwar für das kommende Jahr ein Absinken des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP) auf 1,2 Prozent voraus - aber dies lediglich aufgrund der Mehrwertsteuererhöhung. 2008 werde das BIP auf zwei Prozent steigen.

Schlägt der vorsichtige Optimismus, der sich in der Wirtschaft und der Politik mit Blick auf das Wirtschaftswachstum breit macht, auch auf die Architektinnen und Architekten im Lande durch?

Die aktuelle Umfrage des unabhängigen ifo-Forschungsinstituts unter den Mitgliedern der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen zeigt, dass die Architekten und Stadtplaner mit einer gewissen Skepsis auf die schönen Zahlen, die wir zum Jahresende 2006 präsentiert bekommen, blicken. „Der vorsichtige Aufwärtstrend, der seit rund zwei Jahren zu beobachten ist, kommt ins Stocken“, fasst das ifo-Institut in dieser Ausgabe des DAB die Erhebung aus dem 3. Quartal zusammen.

Schaut man auf die Details, stellt man allerdings fest, dass die Zahl der Vertragsabschlüsse und auch die Reichweite der Auftragsbestände sich in den vergangenen Monaten überwiegend positiv entwickelt haben. Die entsprechenden Verlaufskurven illustrieren anschaulich, dass die Sohle der konjunkturellen Talfahrt in den Jahren 2002/03 erreicht war. Seither ist - man muss es betonen: von niedrigstem Niveau ausgehend - ein Aufwärtstrend festzustellen. Die gesamtwirtschaftlichen Rahmendaten sprechen dafür, dass dieser positive Trend sich fortsetzen wird.

Wie sollten Architekturbüros sich in dieser Situation verhalten? Eine Frage, die häufig an die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen gerichtet wird. Und eine Frage, auf die es keine eindeutige Antwort geben kann.Die Architektenkammer NRW und auch die Bundesarchitektenkammer haben in den vergangenen Monaten umfangreiche Untersuchungen zur Entwicklung des Planungs- und Baumarktes sowie zur Zukunft des Berufsstandes durchführen lassen. Die Analyse der praktischen Arbeit in den Architekturbüros hat dabei einige Optimierungspotenziale lokalisiert, deren Relevanz für das eigene Büro und die eigene Arbeit Architektinnen und Architekten selbstkritisch prüfen sollten:

Zum einen wird eine genaue Beobachtung des Marktgeschehens empfohlen. Die AKNW hat die „Heinze Marktforschung“ beauftragt, die Daten des nordrhein-westfälischen Baumarktes auf einzelne Städte und Regionen herunter zu brechen. Diese Daten - die den Mitgliedern der AKNW exklusiv zur Verfügung stehen - sind aufschlussreich, zeigen sie doch auf, in welchen Regionen unseres Bundeslandes eine hohe Dichte an Aufträgen für bestimmte Teilmärkte zu verzeichnen sind.

Ein zweiter Punkt, der auf viele Architekturbüros zutrifft: Die innere Organisation, die wirtschaftliche Führung und das Kostenmanagement in Architekturbüros kann an vielen Stellen verbessert werden. Ein professionelles Büromanagement ist in Zeiten eines angespannten Marktes, eines hohen Konkurrenzdrucks und der Notwendigkeit zum interdisziplinären Arbeiten unverzichtbar, um erfolgreich auf dem Markt zu bestehen.

Hoffen wir also auf eine positive Marktentwicklung in den Jahren 2007 und 2008. Und nutzen wir die Zeit der wirtschaftlichen Konsolidierung, um unsere Büros zukunftssicher aufzustellen! 

Ihr   

Dr. Christian Schramm
Vizepräsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen
schramm@aknw.de

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