"NRW lebt.": Architekten starten Kampagne zum Planen und Bauen im demografischen Wandel
Die nordrhein-westfälischen Architekten wollen die Städte und Gemeinden baulich fit machen für den demografischen Wandel. Die Architektenkammer NRW startet heute (07.05.14) in Düsseldorf die neue landesweite Aktionsplattform „NRW lebt. Planen und Bauen im demografischen Wandel“, mit der in den kommenden drei Jahren landesweit über die Folgen des Schrumpfens unserer Gesellschaft bei gleichzeitiger Alterung und konstanter Zuwanderung diskutiert werden soll. „Wir wollen vor allem gute Lösungsansätze entwickeln und als praktische Beispiele öffentlich präsentieren“, unterstrich Ernst Uhing, Präsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen, beim Auftakt von „NRW lebt.“ in der Akademie der Wissenschaften und der Künste in Düsseldorf. Auch Schirmherr Michael Groschek, Minister für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes NRW, hob den dringlichen Handlungsbedarf hervor: „Der Umgang mit der demografischen Entwicklung erfordert eine mittel- bis langfristige Planung. Dazu brauchen wir angepasste Lösungen in den Kommunen und Regionen unseres Landes.“
Wir werden weniger, älter und bunter. Mit diesen Schlagworten lässt sich die demografische Entwicklung der Bevölkerung in Deutschland in den kommenden Jahrzehnten prägnant zusammenfassen. Die Zahlen sprechen für sich: Im Jahr 2030 wird mehr als ein Drittel der Deutschen älter als 60 Jahre sein. Etwa sieben Prozent werden zu den Hochbetagten mit einem Alter jenseits der 80 Jahre zählen. Gleichzeitig gibt es immer weniger junge Menschen unter 18: Ihr Anteil sinkt bis 2030 auf 15,3 %. „Wir müssen unseren Wohnungsbestand heute so umbauen und gestalten, dass die meisten älteren Menschen weiterhin in ihren gewohnten vier Wänden leben können – das bedeutet einen barrierearmen oder barrierefreien Wohnungsstandard“, betonte Kammerpräsident Ernst Uhing zum Auftakt der Aktionsplattform „NRW lebt.“. Heute seien erst zwei bis drei Prozent des Gebäudebestands entsprechend ausgebaut. Auch die Nutzbarkeit des öffentlichen Raumes für Alte und Menschen mit Handicap werde ein Thema für die neue Kampagne sein, kündigte Uhing an.
„NRW lebt.“ ist als Aktionsplattform konzipiert und setzt damit auf die Beteiligung einer breiten interessierten Öffentlichkeit. In sieben Veranstaltungen, die sich auf die nordrhein-westfälischen Regionen verteilen werden, sollen – neben der barrierearmen Anpassung des Bestandes - Themen wie „Neue Arbeits- und Wohnformen für die Stadt“, „Gemeinsam leben“, „Leben auf dem Land“, „Mobilität“ und „Grüner leben“ analysiert und diskutiert werden. Auch die Frage, wie durch städtebauliche Maßnahmen zur besseren Integration von Zuwanderern beigetragen werden kann, ist ein wichtiges Thema des „Planens und Bauens im demografischen Wandel“.
Die Architektenkammer NRW wird Partner wie die Wohnungswirtschaft und die Kommunen, Mieterverbände und andere Organisationen in die Kampagne einbinden. Außerdem sind die rund 31.000 Architektinnen und Architekten, Innenarchitekten, Landschaftsarchitekten und Stadtplaner in Nordrhein-Westfalen dazu aufgerufen, gemeinsam mit ihren Auftraggebern und Bauherren Planungsideen und gebaute Beispiele dafür zu liefern, wie unsere gebaute Umwelt für diese Herausforderungen des demografischen Wandels angepasst und optimiert werden kann – sei es im Neubaubereich oder in der Sanierung des Bestandes. „Nordrhein-Westfalen geht hier bundesweit voran, weil sich viele der Herausforderungen, die sich aus dem demografischen Wandel im Bereich des Städtebaus ergeben, bei uns wie durch ein Brennglas konzentriert zeigen“, erläuterte Präsident Ernst Uhing.
Das Land Nordrhein-Westfalen unterstützt die Aktionsplattform „NRW lebt.“ ideell. NRW-Bauminister Michael Groschek hat die Schirmherrschaft „gerne übernommen, weil der qualitätvolle Stadtumbau eine der wichtigsten Aufgaben im Städtebau der Zukunft“ sein werde. Der Minister begrüßte es deshalb, dass auch die Landesinitiative StadtBauKultur NRW die Aktionsplattform „NRW lebt.“ als Projekt aufgenommen und unterstützt habe.
Alle Informationen, Themen und Termine finden sich auf der Website www.nrw-lebt.de. Dort ist auch eine Bilddatenbank mit beispielhaften Bauten und vorbildlichen Projekten abrufbar, die interessierte Bauherren und Eigentümer zu eigenen Maßnahmen anregen sollen. „Unsere Häuser und Infrastrukturen für den demografischen Wandel umzubauen, ist keine Zukunftsaufgabe, sondern eine wichtige Aufgabe der Gegenwart“, betonte der Präsident der Architektenkammer NRW.
Themen und Termine:
September 2014, Bielefeld
„Leben ohne Schranken – Barrierefreie Wohnen und Arbeiten“
Die Veranstaltung informiert über barrierefreien Lebensraum und stellt beispielhafte Projekte vor.
Frühjahr 2015, Köln
„Mobil Leben – Konzepte für eine Gesellschaft im Wandel“
Bereisung zu neuralgischen Punkten in der Stadt und Gespräche mit der Bevölkerung vor Ort.
Sommer 2015, Gelsenkirchen
„Grün(er) Leben – Raum für mehr urbane Lebensqualität“
Rückgewinnung von Grünzonen für die Stadt durch Schrumpfung, Rückbau und Anlage von Gärten und Parks – durch die Kommunen und die Bürgerinnen und Bürger.
November 2015, Dortmund
„Leben in neuer Heimat – Integration und Teilhabe für alle“
Abschlusspräsentation eines Videoprojekts für junge Migrantinnen und Migranten.
Frühjahr 2016, Bochum
„Anders Leben in der Stadt! – Alternative Wohn- und Arbeitsformen“
Die Ergebnisse des öffentlichen Wettbewerbs werden ausgezeichnet, dokumentiert und diskutiert.
Sommer 2016, Münster
„LandLeben – Fluch(t) oder Segen?“
Bauherren und Architekten stellen Konzepte, Objekte und Erfahrungen für eine zukunftsfähige Entwicklung der (schrumpfenden) ländlichen Regionen des Landes vor.
Herbst 2016, Ratingen
„Besser Zusammenleben – Zukunft für große Siedlungen“
Präsentation der Ergebnisse eines Fotowettbewerbs mit Projektbeispielen und Diskussion.
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