Voraussetzung für eine gelungene Digitalisierung von Bauprojekten

Gemeinsame Erklärung der deutschen Bundesarchitektenkammer (BAK), der deutschen Bundesingenieurkammer (BlngK) und der österreichischen Bundeskammer der Ziviltechnikerlnnen.

27. März 2018

Mit der Methode des Building Information Modeling (BIM) werden 3D-Modelle eines Bauwerks erstellt und mit zusätzlichen Informationen verbunden. Die Umsetzung der BIM-Methodik kann dabei nur dann erfolgreich sein, wenn die qualitätssichernden Planungsstrukturen und rechtlichen Rahmenbedingungen für das Planungswesen in ihren Zielsetzungen trotz notwendiger Anpassungen erhalten werden können.

1.

Die BIM-Methodik kann gezielt eingesetzt werden, um die Tätigkeit der bestehenden Planungsstrukturen im Prozess und im Ergebnis effizienter zu gestalten. Versuche, unter dem Vorwand der neuen Planungsmethode Strukturänderungen in Richtung Generalunternehmerstruktur (z.B. durch ISO 19650-2) voranzutreiben, sind hingegen entschieden abzuwehren. Die Aufgabenteilung zwischen Planenden und Bauausführenden muss auch bei Anwendung der BIM-Methodik im deutschsprachigen Raum beibehalten werden, damit Planende ihre Auftraggeber weiterhin unabhängig von Liefer- und Ausführungsinteressen im Sinne der bestmöglichen Lösung beraten können.

2.

Die Planung erfordert neben Fachwissen und Kreativität auch hohe Koordinierungskompetenz. Die Anwendung der BIM-Methodik stärkt die Rolle der Planenden im Bereich der Kooperation und Koordination weit über die reine Erstellung von Einzelplanungen hinaus. Die Verschiebung von Koordinationsfunktionen aus der Planung in andere Bereiche gefährdet die Qualität eines Projektes und relativiert damit die möglichen Vorteile der BIM-Anwendung.

3.

Die KMU-Struktur im deutschsprachigen Raum hat sich gerade in der Wirtschaftskrise der Jahre 2007 ff ausgezeichnet bewährt. Der Planungssektor ist eine sehr kleinteilige Branche, Planende und Ausführende arbeiten in agilen projektbedingten Konstellationen zusammen. Aufgrund dieser Marktstruktur ist eine offene Software­ Konstellation (,,Open BIM") die Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen Einsatz von BIM. Ohne Sicherstellung eines nicht diskriminierenden und allgemeinen Zugangs  zur elektronischen Planungssoftware über offene, normierte Schnittstellen, die die erzeugten Daten verlustfrei übergeben können, würde ein gut funktionierender Markt nachhaltig zerstört. Aufgrund von unverhältnismäßigen Kosten und  Komplexitäten würden im Falle von „Closed BIM"-Systemen viele kleine und Mikroplanungsbüros vom Markt gedrängt oder in Nischenbereiche abgeschoben werden. Auch der öffentliche Auftraggeber liefe in die Gefahr der überproportionalen Abhängigkeiten von Softwareanbietern, wenn die gespeicherten Informationen nicht über eine offene und normierte Schnittstelle beliebig übertragbar sind.    

Zusammenfassend lauten daher die wichtigsten gemeinsamen Forderungen an die Politik und öffentlichen Auftraggeber:

  • Beibehaltung der Trennung von Planung und Ausführung sowie der im deutschsprachigen Raum bewährten Planungsstrukturen
  • Stärkung der Koordinierungsfunktion von Planenden als Systemführer im BIM-Prozess
  • Sicherstellung der Aufrechterhaltung der KMU-Strukturen im Planungsbereich durch einen "Open BIM"-Ansatz mit normierten, offenen Schnittstellen, die die gespeicherten Informationen vollständig übertragen können. Schaffung eines europäisch-einheitlichen Validierungsprozederes, mit dem die diesbezügliche Eignung von BIM-Software festgestellt werden kann.

Die Erklärung der deutschen Bundesarchitektenkammer (BAK), der deutschen Bundesingenieurkammer (BlngK) und der österreichischen Bundeskammer der Ziviltechnikerlnnen finden Sie hier (PDF).

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